Wer sich für deutsche Singer Songwriter interessiert, kommt an dem Namen Alin Coen mittlerweile nicht mehr vorbei. Bevor sie den Philipp Poisel-Fans durch ihre Supportshows desselben bekannt gemacht wurde, trat sie bereits mit ihrer Band im ganzen Land auf. Herumgesprochen hatte es sich, dass es da jemanden gibt, der wundervoll emotionale Texte zu zarten Gitarrenklängen schreibt; ihre ganz besondere sensible Art, Augenblicke zu beschreiben, sie auszusprechen. Kurz vor ihrem Hamburger Konzert im Knust trafen wir sie hinter der Bühne und stellten ein paar Fragen.
Du warst schon einen Tag früher in Hamburg und hast mit Anna Depenbusch, Tom Huber und Stefan Gwildis gespielt, wie war das, wie kams dazu?
Alin: Toll war das. Das war im Rahmen der LauschLounge – Michy Reincke und Hasko Witte organisieren das, die machen das einmal im Monat. Diesmal wars aber eine LauschLounge deluxe, die an verschiedenen Orten stattfindet.
Unter dem Motto „Norddeutsche Künstler“, oder?
Alin: Das weiß ich gar nicht, aber könnte sein…da ich ja auch aus Hamburg bin. Momentan wohne ich in Weimar, seit sieben Jahren übrigens schon und ziehe demnächst nach Leipzig.
Wie kam die Zusammenarbeit mit Phillip Poisel zustande? Du bist ja schon oft mit ihm unterwegs gewesen.
Alin: Ganz einfach, weil wir bei der gleichen Booking-Agentur sind. Aber ich habe ihn vorher mal über myspace angeschrieben, weil ich ihm sagen wollte, dass ich seine Sachen toll finde und er so viele parallele Stücke hat, wie „Halt mich“ und ich hab „Festhalten“, ich habe „Wolken“ und er „Wo fängt dein Himmel an“. Er hatte mir aber damals nicht geantwortet. Später erfuhr ich dann, dass er die Nachrichten bekommen hat, antworten wollte, sie aber aus Schluffigkeit nicht beantwortet hat. Aber zwei Monate später sind wir ja dann auch schon auf Tour gewesen, im September 2009.
Ist das jetzt die erste alleinige Tour für euch?
Alin: Nein, wir haben uns 2007 gegründet, haben im ersten Jahr drei Konzerte gespielt und dann 2008 mit genug Stücken unsere erste richtige Tour gemacht. Aber jetzt erst wird das größer.
In Berlin gabs letztens eine ganz witzige Situation. Ich wollte unbedingt in der Columbiahalle spielen und hab mich dann zwischen Philipp und den anderen Support gemogelt und drei Lieder gespielt. In dem Moment wo ich auf die Bühne kam, gab es tatsächlich einige, die losgekreischt haben, das war witzig.
Auf deinem Album „Wer bist du?“ singst du auf englisch und deutsch. Warum?
Alin: Das sind musikalisch verschiedene Sachen, die passieren und die man mit den jeweiligen Sprachen machen kann. Ich bin zweisprachig aufgewachsen, deshalb ist es für mich nicht komisch, zwei Sprachen zu kombinieren. Meine Muttersprachen sind allerdings Spanisch und Deutsch, aber ich kann mittlerweile besser Englisch sprechen als Spanisch, da ich es häufiger brauche. Für mich steht auch schon fest, dass ich noch ein paar Songs auf Spanisch oder sogar auf französisch machen werde. Weil es einfach ganz verschiedene Möglichkeiten gibt. Wozu sollte ich mich da festlegen?!
Welche Künstler beeinflussen dich musikalisch?
Alin: ich hab eher so persönliche als musikalische Vorbilder. Musikalisch entsteht so viel mit der Band, da kann man nix konkretes als Einfluss nehmen, da das aus allen zusammenströmt. Zum Musikschreiben inspiriert hat mich wohl am meisten Ani DiFranco – eine Songwriterin aus den USA – sehr doll berührt hat mich Joni Mitchell – aber ich würde nicht sagen, dass ich ihnen musikalisch nacheifer, sondern finde sie persönlich sehr spannend. Als ich Ani DiFranco hörte, wollte ich Gitarre lernen – und das habe ich bei einem Aufenthalt in Schweden auf einem Biobauernhof gemacht: dort eine Gitarre ausgeliehen, meine Kassette gehört, zurückgespult um zu hören, was Ani DiFranco da auf ihrer Gitarre spielt.
Setzt ihr euch für die Texte zusammen?
Alin: Die schreibe ich alleine.
Es geht in diesen viel um…
Alin: Verlust, Ängsten und hauptsächlich zwischenmenschliche Konflikte.
Meinst du, man muss als Künstler leiden, um gute Songs zu schreiben, so wie es im Buch von Joey Göbel „Vincent“ das Thema ist?
Alin: Hmm, in dem Moment wo man glücklich ist, hat man nicht so das Bedürfnis, etwas rauszulassen. Kunst kann ein Ventil sein für einen inneren Druck den man empfindet. Das kann den Schaffens- oder Kreativitätsprozess ziemlich befördern, aber ich würde nicht sagen, dass Leid Bedingung ist, um Kunst bzw. Musik machen zu können.
Egal ob ich leide oder nicht, ich schreibe immer Songs.
Ein schöner Schlusssatz! Danke für deine Zeit!
Alin: Danke euch auch!
(Dank und Fotos: Sarah Hamann)