Am Donnerstag kehrten I Heart Sharks in Leipzig ein. Wir trafen uns mit Pierre und Simon von I Heart Sharks in ihrem überaus noblem Hostelzimmer, fletzten uns in dem überaus bequemen Mobiliär und sprachen mit den beiden über ihre „Let’s just pretend it’s Summer“-Tour, über das Schreiben von deutschen Songs, ihre Erlebnisse auf Tour mit ihren Freunden von Kinky White Horse und Kraftklub und natürlich über ihr neues Album „Summer“.
Leipzig ist eure 10. Haltestelle auf der Tour. Wie lief es bisher?
Pierre: Wir hatten sehr viel Spaß. Jedes Konzert ist sehr voll. Das freut uns immer sehr, live ist immer ein großes Vergnügen für uns. Schon als wir angefangen haben, kamen Leute auf unsere Konzerte und kannten unsere Songs. Das freut uns immer besonders, dass sie kommen und die Texte mitsingen können. Das ist sehr, sehr, sehr schmeichelnd.
Gibt’s schon von besonderen Highlights zu berichten, von denen ihr demnächst immer erzählen werdet?
Pierre: Es passiert immer viel Dummes! (lacht) Berlin war ein Highlight, das war bisher unsere größte Show, abgesehen von Festivals. Das war eine Headlineshow im Lido, und im Lido habe ich schon so viele Bands gesehen, auch bei uns war eine unglaublich tolle Stimmung. Wir hatten Kinky White Horse und Safari dabei, Freunde von uns. Kinky White Horse hatten dann Lutfballons mit Helium gefüllt dabei. Darauf können sich die Dresdner auch schon freuen, da werden sie wieder mit uns spielen. Das gab dann so eine unglaubliche Festivalathmosphäre, als wäre man gar nicht auf einem Konzert. Wir haben sogar ein bisschen gegrowdsurft … was wir ja sonst nicht so machen, aber es hat einfach gepasst in dem Moment. Wir haben auch tolle, neue Leute kennengelernt. Ein lustiges Highlight dieser Woche war es auch wieder mit Kraftklub zu spielen. Wir haben sie erst im Sommer kennengelernt und uns mit ihnen angefreundet und auch eine Headlineshow mit ihnen in Rostock gespielt, die ganz verrückt war.
Das kann ich mir vorstellen. Habt ihr ihren Auftritt beim Bundesvision Song Contest gesehen?
Pierre: Ohja, das war auch cool. Das sind eben Leute, die machen sowas einfach, es ist denen einfach egal. Sind aber alles toll Leute … (erzählt weiter) An dem Tag in Rostock waren wir mit ihnen zusammen auch noch Backstage, ich bin allerdings sehr früh gegangen, das hat mein Körper nicht mehr mitgemacht!
Gibt’s denn eigentlich auch Gesichter, die ihr immer wieder seht, Menschen, die euch immer wieder begegnen, euch hinterher reisend, in der ersten Reihe stehend, mitsingend, euch hinterherlaufend, euch vielleicht „nerven“? Groupies, any?
Simon: Na, nerven tun die uns nicht! Aber in Berlin hab ich schon welche gesehen, oder warte, in Döbeln?
Pierre (lacht): Ohja, ja.
Simon: Wir haben das zweite Mal schon in Döbeln gespielt und es war vermutlich auch das letzte Mal.
Wo ist denn Döbeln?
Pierre: Es ist ein sehr kleiner Ort zwischen Leipzig und Dresden.
Okay. Und?
Simon: Nein, nein, es war schon auch ein sehr gutes Konzert.
Pierre: Die Leute, die in unserem neuen Video zu „Neuzeit“ tanzen, sind auch immer mit dabei.
Keine Groupies aber, wie man sie so kennt?
Pierre: Wir haben keine Groupies.
Simon: Doch, in Hamburg auf jeden Fall! Da gab es einige Mädels, die in der ersten Reihe standen und mich angefleht haben, mit ihnen zu kommunizieren. Und das während des Konzertes!
Pierre: Aber heißt „Groupies haben“ nicht, dass wir dann mit denen, na-du-weißt-schon? Nein, dafür sind wir viel zu gut, wir sind eher so, dass wir sie dann nach Hause zurück bringen, zu ihren Müttern und Freunden.
Und schon mal was zerstört auf Tour, wo wir gerade über typische Rockstarallüren reden?
Simon: Mir ist neulich ein Glas vom Tisch gefallen.
Pierre: Ohja. Ich bin neulich auch bei Rot über die Ampel gegangen, oder hab meinen Schnürsenkel offen gelassen.
Simon: Das war schon echt krass.
Pierre: Das war richtig, richtig krass.
Euer Video zu „Neuzeit“ wurde ja auf Youtube gesperrt, sodass sich nur angemeldete, 18-jährige User euer Video ansehen dürfen. Habt ihr damit gerechnet?
Pierre (sofort): JA! So ist da eben mit Youtube …
In „Neuzeit“ trällerst du deutsche Textzeilen. Wie sieht’s aus, gibt’s bald mehr deutsche Songs, oder weil es so gut ankommt, ein deutsches Album?
Pierre: Ähm … nein, eher nicht. Wir sehen uns als internationale Band, die nicht einen solchen Kontext braucht. „Neuzeit“ ist auch ein Lied, das man überall verstehen kann und uns als Band ganz gut beschreibt, als eine Mischung aus deutschen und britischem Einflüssen, darunter eben auch alte, deutsche, elektronische Bands wie Kraftwerk, New Rave aus England, oder moderne Techno-Sachen aus Berlin, die wir hören. Das ist eben, was das Lied repräsentiert.
Was denkt ihr selbst, wie habt ihr euch seit der EP „Wolves“ verändert, weiterentwickelt, verbessert?
Simon: Dazwischen liegt ja ungefähr ein Jahr. Ich glaube wir haben in der Zeit vor allem einfach so viel geschrieben, dass wir das ganze Material für das Album, und mehr, aufnehmen und auf die Platte packen konnten.
Pierre: Menschen verändern sich ja auch, sie sind wie ein Haus, die Grundelemente, die Basis bleibt, aber die Menschen, die darin wohnen, ziehen ein und aus, und so verändern sich auch deine Gedanken, Einstellungen. Ich denke nicht, dass wir reifer oder erwachsener geworden sind, wir sind einfach …
Simon: … erfahrener geworden.
Pierre: Ja, erfahrener. Da hat Berlin mit seiner Techno- und Houseszene sicherlich auch Einfluss, vor allem auf neue Sachen von uns, mit gebrochenen Beats, Hip Hop-Sachen, was man von dann vielleicht von „Lies“ oder „Rien Ne Vas Plus“ sagen kann. Insofern haben wir uns verändert, finde ich, ja.
Ihr habt „Summer“ mit der Platform pledge music und der Hilfe eurer Fans aufgenommen, die fleißig Merchandiseartikel gekauft haben. Erzählt doch noch mal wie es dazu kam und wie es lief.
Pierre: Wir haben ein sehr enges Verhältnis und ’ne gute Zusammenarbeit mit unserem Management, das immer mit guten, neuen Ideen kommt. Es ist ein sehr junges, kleines Label und weil wir von Anfang an dabei sind, sind wir zu deren Herzensprojekt geworden. Die Idee hat uns dann ganz einfach gefallen. Klar, wir hätten schon auch gern einen Major Label-Deal gehabt, aber in Deutschland hat sich für uns von denen niemand interessiert, vielleicht bedeutet es für sie zu viel Risiko, weil unsere Musik ja eher nicht das ist, was in Deutschland im Radio läuft. Leider. Aber was uns eben zusammen gehalten hat, das sind unsere Fans, wenn ich das so sagen darf. Das war uns eben auch wichtig, die in unsere Platte zu integrieren, nicht nur finanziell.
Du sagtest gerade „leider“, als es darum ging, dass ihr im deutschen Radio nicht gespielt werdet. Wär das denn was für euch, eure Songs im Radio, im Fernsehen oder in der Werbung zu hören?
Pierre: Ich finde, dass das Radio sehr in der Vergangenheit hängt, obwohl es ja viele junge Leute gibt, die Radio hören. Wir waren heute auch bei detektor.fm, einem guten, jungen Radiosender, der eben auch junge Musik spielt. Ich finde, die Radios in Deutschland mögen es einfach angenehm zu sein, und spielen Sachen, die sie als „neu“ bezeichnen, obwohl es Sachen aus Amerika sind, der letztendlich immer … der gleiche Scheiß ist, die immer gleiche, im Autotune singende Männerstimme (singt Textzeile aus einem Taio Cruz-Song, lacht).
Wie sieht’s nach der Tour aus, was macht ihr, wenn ihr nicht I Heart Sharks seid?
Simon: Wann war dass das letzte Mal so, dass wir nicht I Heart Sharks waren?
Pierre: Weil wir eben auch alles selber machen, sind wir eigentlich immer I Heart Sharks. Nach der Tour geht’s mit dem ganzen Drumherum los, dann arbeiten wir an der zweiten Single, machen das Artwork, drehen ein Video, suchen Leute, die Remixe machen. Es gibt ganz einfach nicht viel Zeit, in der wir nicht I Heart Sharks sind. Aber versteh mich nicht falsch, das ist es ja, was wir lieben.
Na wenn das keine schönen letzten Worte waren, das war’s nämlich schon. Ich danke euch.
Pierre: Wir danken auch.
I Heart Sharks sind immer noch auf ihrer „Let’s just pretend it’s Summer“-Tour und, im Ernst, das sollte man sich nicht entgehen lassen. Sieh einfach selbst hier, ob sie auch in deine Stadt einkehren. Wie das Konzert im Leipziger Sweat! mit Krahnstøver lest ihr hier.