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Justice – A Cross The Universe (CD+DVD)

Während unzählige Newcomerbands in ihren Proberäumen versuchen, einen Platz am Rockstarhimmel zu ergattern, fahren zwei Franzosen auf der Überholspur an ihnen vorbei und leben den Rock’n’Roll vollkommen aus – Und das ganz ohne Gitarren. Die Rede ist natürlich von Justice. Ihre aktuelle CD+DVD-Compilation fasst all den Wahnsinn nun zum ersten Mal zusammen: „A Cross The Universe“.

Wer Glück hatte und die streng limitierte Deluxe-Ausgabe in die Finger bekam, konnte sich an einer schöneren Verpackung im DVD-Format und einem erweiterten Booklet erfreuen. Aber auch die normale Ausgabe ist ausführlich genug. CD&DVD in schickem silber-glänzendem Schieber und auch das mit Fotos vollgepackte Booklet reicht vollkommen, um einen ersten Einblick vom Justice-Universum zu erhaschen.

Zunächst zur CD: Man könnte meinen, dass eine Live-Aufnahme einer elektronischen Band wenig Sinn macht. Doch Justice beweisen, dass es auch anders geht. Die Samples, die in die Songs gestreut werden und die überladenen Mixe heben die Aufnahmen vom Konzert deutlich von den Studioversionen ab. Auch ein so dermaßen ausrastendes Publikum hört man bei „†“ üblicherweise auch nur mit einer belebten Fantasie. Und gewisse Tricks und Kniffe, wie z.B. das Einblenden von Songs von Metallica oder Scenario Rock runden das Bild schlussendlich ab.

Doch nun zu dem, was „A Cross The Universe“ wirklich lohnenswert macht: Die DVD. Eine Dokumentation, gefilmt von niemand geringerem als Romain Gavras (Regisseur für „Stress“) und So-Me (Regisseur für „D.A.N.C.E“ und „DVNO“). Lasst es euch gesagt sein, mit der Idee à la „Across The Universe“ von den Beatles hat das wahrlich nichts mehr zu tun.

Um einen Eindruck von der DVD zu gewinnen, click this:

Das Material auf der DVD stammt von Justice’s Nordamerika-Tour aus dem Frühjahr 2008. Aus über 200 Stunden Film wurden letzten Endes gerade mal 90 Minuten für die Doku zusammengeschnitten. Diese 90 Minuten haben es aber wirklich in sich. Im Schnelldurchlauf sieht das in etwa so aus: Justice feiern. Justice lassen sich feiern. Justice trinken Alkohol, ganz viel. Justice trinken Red Bull, ganz viel. Justice haben Groupies. Sexszenen werden indirekt gefilmt. Justice füttern ein Eichhörnchen mit Aspirin. Auf den Konzerten: Ekstase, Obsession, ganz viel Licht und vor allem ganz viel Bass. Zwischendurch läuft dann gerne mal der in Waffen vernarrte Tourmanager durchs Bild und erklärt seinen Schützlingen, wie man zu schießen habe. Später zieht Xavier De Rosnay einem Stalker eine Flasche über den Kopf. Mit blutigen Händen spielt er sein Set. Von der Polizei wird er nach dem Konzert ohne Umwege von der Bühne geholt, kreischende Fans winken dem Streifenwagen hinterher. … Und so weiter. Da wirkt es fast wie ein kläglicher Versuch, das absurde Bild abzuschwächen, indem man die Band tagsüber Blockflöte übend oder mit Anthony Kiedis (Red Hot Chili Peppers) in strahlendem Sonnenschein „Under The Bridge“ singend sieht. Wie man als Fan der Band mit diesen Differenzen umgeht, sei nun freigestellt. Justice selbst nehmen von der Dokumentation im Nachinein ein wenig Abstand und sagen, dass das, was man dort sieht und was während ihres Tourlebens passiert gerade mal „0,5% der gesamten Wirklichkeit“ widerspiegelt.

Alles in allem ist „A Cross The Universe“ jedem Freund der französischen Überflieger unbedingt ans Herz zu legen, insofern man mit etwas härterem Vokabular, Gewalt, Porno und übersteuertem Bass umgehen kann. All die, die sich von der DVD eine Live-Performance erwarteten, werden allerdings ein wenig enttäuscht sein. Aber Live-Material liefert ja die CD. Die DVD ist eben eine wirkliche Dokumentation, was aber nicht heißt, dass das weniger nervenaufreibend als ein Konzert wäre.
Lasst es uns doch einfach Rock’n’Rave nennen.


„A Cross The Universe“ erschien am 28.11.2008 auf Ed Banger.
Interview mit Justice auf Mainstage hier.

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