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Kaizers Orchestra // 11. November 2008 // Musiktheater Kassel

Kaizers OrchestraKassel ist ja bekanntlich immer die Stadt, an der alle Tourbusse vorbei fahren, aber ganz selten mal Halt machen. Jemand sagte mir dazu mal: Wenn wir in Kassel spielen kommt ja eh nie wer. Ich persönlich hatte die subjektive Empfindung, dass dies in den vergangenen Jahren etwas besser geworden sei. Am vergangenen Dienstag trauten sich die Norweger von Kaizers Orchestra in die nordhessische Provinz. Kassel war dem Sextett bereits von ihrem Auftritt im Sommer 2007 ein Begriff, als sie mit einer fulminanten Show die Documenta 12 eröffneten.

Der Auftritt von Kaizers Orchestra zur Eröffnung der Documenta im Kasseler Bergpark im vergangenen Jahr stand unter keinem guten Stern. Stundenlanger Dauerregen machten die Wiese zu einem Matschfeld. Menschen schauten aus ihren Regenjacken oder unter ihren Regenschirmen hervor. Trotz des schlechten Wetters waren allerdings Tausende gekommen, um bei der Eröffnung der Documenta dabei zusein. Kaizers Orchestra kannten von den Anwesenden wahrscheinlich nur zehn Prozent, welch Stimmung die Norweger allerdings trotz der widrigen Bedingungen schafften, war unglaublich. Die Band spielte, als ob es um ihr Leben ginge. Alle Besucher, auch die, die Band vorher nicht kannten, wurden in ihren Bann gezogen und waren begeistert…

Am vergangenen Dienstag sollte nun also das erste Deutschlandkonzert ihrer „250 Percent“-Tour in Kassel über die Bühne gehen. Schon vor dem Musiktheater war mir klar, was mich erwarten würde, schließlich war es um 20 Uhr noch einfach, einen Parkplatz genau vor dem Eingang zu bekommen. Mintzkov standen bereits auf der Bühne, davor: ein Trauerspiel. Die erste Reihe bestand aus vier Kaizers Fans, dahinter, nach einigen Metern Sicherheitsabstand, der Rest der Menschen. Vielleicht 100 Leute hatten den Weg in die Nachthallen gefunden. Traurig, wirklich traurig! Da kommt mal eine wirklich großartige, internationale Live-Band nach Kassel, und dann wissen das nur wenige zu würdigen.

Die fünf Belgier von Mintzkov spielten eine solide Show und konnten das verhaltene Publikum, wie man später am Merch-Stand sehen konnte, doch überzeugen. Sänger Philip Bosschaerts erinnerte in seiner Stimmfarbe teilweise an Placebo-Frontmann Brian Molko, aber auch musikalisch bewies das Quintett seine Fähigkeiten.

Auf der Bühne wurde Platz geschaffen für Oelfässer und Stahlfelgen und kurz nach 21 Uhr betraten die sechs Herren Kaizers die Bühne. Das Publikum war inzwischen ein Stück weiter nach vorne gekommen. Sänger Janove sagte gleich zu Beginn, dass sie an diesem Abend auch Songs spielen würden, die man sonst nicht in einem normalen Kaizers-Set finden würde, „und Hits haben wir eh keine“. Im Gegensatz zur Documenta-Eröffnung wussten diesmal rund 90 Prozent was sie an diesem Abend erwarten würde. So entstand trotz der wenigen Menschen doch sowas wie gute Stimmung.
Dass die Kaizers Orchestra-Show nicht nur was für die Ohren, sondern auch für die Augen ist, bewiesen sie am Dienstag ein weiteres Mal. Wenn die Oelfässer mit Knüppeln und Stemmeisen bearbeitet werden oder Geir „Hellraizer“ Zahl und Terje „Killmaster“ Winterstø Røthing auf den Fässern herumturnen, weiß man gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll. Am sehenswertesten ist allerdings Helge „Omen“ Risa an seiner Pumporgel. Zur Hälfte des Konzerts nahm er die Gasmaske ab und man konnte ihm gut zuschauen, wie er stoisch ohne Regung in eine Richtung schaute und seine Tasten keines Blickes würdigte. Oder wie er, scheinbar aus Langeweile, die Tasten seiner Orgel entstaubte…

Leider dauerte das Konzert mit Zugabe nur Rund 70 Minuten. Und das sonst regelmäßig als Zugabe praktizierte „Gypsy Finale“ fehlte auch. Vielleicht waren die Worte von Killmaster „Sometimes a quiet Crowd can be nice, too“ doch nicht sooo positiv gemeint. Die Band, die sonst ziemlich redegewannt ist und gerne mal minutenlang die Bandmitglieder vorstellt, war an diesem Abend ziemlich mundfaul. Alles in allem war es ein gutes Konzert, nur die äußeren Umstände ließen zu wünschen übrig.

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One comment

  1. Christian says:

    naja KO sind ja auch relativ groß. ich kann das „kommt ja eh keiner“ ja aus eigener, bitterer erfahrung bestätigen. grmml.

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