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Kings Of Leon – Come Around Sundown

Kings Of Leon sind wieder da, obwohl, eigentlich waren sie nie weg. Mit Come Around Sundown bricht eine neue Ära in der Geschichte der Südstaatenjungs an, von der man noch nicht genau weiß, wie man sie finden soll.

Schon immer hörte man den Followills den zersausten Bart, die zerschlissenen Jeans und die Zottelhaare an. Ihr Dasein verdanken Caleb, Jared und Nathan nicht nur biologisch ihrem Vater, dem Wanderprediger Leon Followill. Denn nachdem das Familienoberhaupt vom heiligen Geist berührt wurde, reisten sie mit ihm durch die amerikanischen Südstaaten, lebten aus dem Koffer, im Auto oder Wohnmobil, oder bei entfernten Verwandten. Und genau das hörte man ihrem Sound auch an.

Youth And Young Manhood oder Because Of The Times hatten noch Titel wie Taper Jean Girl, Molly’s Chamber, McFearless oder True Love Way und ihr letztes Album, Only By The Night, war schlichtweg der Überflieger. Ihre massentauglichen Sex on Fire oder Use Somebody stürmten die Charts auch jenseits ihrer idyllischen Heimat und wurden in den Radios und Clubs dieser Welt rauf und runter gespielt.

Inzwischen tragen die Leons königliche Söhne aber gebügelte Hemden, zieren sich mit getrimmten Bärten und beinahe aalglatten Frisuren. Und genau das hört man nun ihrem neuem Album Come Around Sundown an, dass sich dem Erfolg der fünf Südstaatler beugt und an der altbekannten Individualität verloren hat.

Mit etwas Melancholie und Pathos trauert man den alten Zeiten hinterher und nur eines kann das den Kings Of Leon treu ergebene Herz trösten, denn ganz ohne die alteingesessene Vielfalt kommt auch Come Around Sundown nicht. Besonders die ersten beiden Tracks der Platte, The End und Radioactive, zeugen von überwältigenden Gitarrenriffs, einschlagenden Soundwalls, dem bluesigen Belanglosigkeit und der emotionsgewaltigen, rauen Whiskey-Stimme Stimme Calebs. Vor allem Radioactive ist gewaltig, einnehmend und atemberaubend. Auch dem letzten Track, Pickup Truck, gelingt es noch einmal, das alte Gefühl auferleben zu lassen.

Viele andere Songs der Platte versuchen aber nur an die alten Muster anzuknüpfen. Sind mal zwanghaft rockig, mal verzweifelt bluesig, mal übertrieben emotional. Pyro, Mary und The Face sind hintereinanderweg Exempel dafür, dass statt der Individualität die Eintönigkeit in das Haus Followill eingekehrt zu sein scheint. Umso schwerer fällt es, unter ihnen sein Herz zu verlieren.

„This could be the end“ heißt es somit wohl nicht ganz ohne Grund, jedenfalls für alteingesessene Fans. Für die Fans der jüngsten Stunde aber dürfte dieser Sonnenuntergang nur der Beginn einer neuen Ära sein. Willkommen auf Platz 1 der deutschen Albumcharts!


VÖ: „Come Around Sundown“ erschien am 15.10.2010 auf RCA Sony Music International.

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