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Klanggut Festival | 25.02.2012 | UT Connewitz, Leipzig

Es taut, und während es draußen der Schnee ist, waren es drinnen, auf dem Klanggut Festival 2012, vor ausverkauftem Haus die Herzen, die schmolzen. Talking To Turtles, Let Me Play Your Guitar oder I Heart Sharks waren daran kaum unschuldig. Das vierte Mal war es, dass sich die Freunde des Klanggut e.V. zusammenrauften, um Leipzig unter der Decke des sehr anmutiges, imposanten Lichtspielhaus des UT Connewitz – das dabei hätte kein besserer Ort für das Klanggut Festival sein können – zu vereinen. Und es war ein voller Erfolg!

Als man den Saal betritt erklingt schon der bayrische Jung‘ Joashino, der mit seinen handgemachten Elektroklängen und seiner männlichen Schlagzeugbegleitung für Wohlfühlstimmung sorgte. Seine Soundfrickeleien, die an Touchy Mob oder eine ruhigere Gold Panda-Version erinnern, entpuppten sich als gelungener Auftakt für und Geheimtipp des Abends.

Im Anschluss vertraten dann DIN Martin würdigst die Momentanüberflieger von In Golden Tears, die wegen der Schreckensnachricht für einen jeden Sänger – einer Stimmbandentzündung – ihren Auftritt kurfristig absagen mussten. Als Leipziger aber taten sich die Jungs von DIN Martin nicht schwer, und sagten mit einem „Warum nicht?“ zur Last-Minute-Anfrage zu. So verleibte man sich die beschwingenden elektronisch-experimentellen Töne der Leipziger Jungs ein, auch wenn man vielleicht weiter wehmütig an die fehlenden In Golden Tears dachte.

Und dann waren da Talking To Turtles, die den Abend erst wirklich zu etwas Besonderem machten. Schon allein Claudi an Ziehharmonika, Xylophon und Keyboard und Florian mit Akustikgitarre und seiner verletzlich-schönen Stimme schaffen bezaubernde Konzerte. Dies taten sie auch, und spielten zunächst einige ihrer neuen Songs allein. Dann aber betraten die verwirrend gutaussehenden Dänen Let Me Play Your Guitar die Bühne, ihre Plätze an Klavier, Schlagzeug und Gitarren einnehmend, um aus dem sanften „Monster’s Teeth“ allzuplötzlich einen tongewaltigen Song zu machen. Nicht nur, dass es für den Schildkrötenkenner ein überwältigendes Gefühl war, Songs wie eben „Monster’s Teeth“ oder auch „Beam me up, Scotty“ mit der vollen Kraft all dieser Instrumente im anmutigen Ambiente des UT zu hören, auch für die Schildkrötenfreunde selbst muss es das gewesen sein. Das freudig-stolze, selbst fast etwas über die Harmonie erstaunte Lächeln schwand während des gesamten Auftritts nicht von den Gesichtern des Duos, und auch Let Me Play Your Guitar -, die auch allein mehr als hörenswert klangen – sowie dem selig-beschwingtem Publikum schien sehr zu gefallen, was da auf der Bühne vor sich ging.

Zu guter Letzt stürmten dann die Jeanshemden von I Heart Sharks die bisher sehr ruhig gebliebene Bühne. Im verrauchten scheinwerferhellem Licht sorgten sie für das Kontrastprogramm zu ihren Vorgängern und schmetterten ihre Lieder, davon sogar einige noch unbekannte. Allerdings war es nicht wie sonst, was vielleicht an dem etwas geistesabwesend wirkendem Sänger Pierre gelegen haben könnte, wie auch an dem zunächst sehr unregem Publikum. Gitarrist und Energietrommler Simon dagegen, der auf der Bühne nicht sesshaft werden konnte, deswegen auch kurzerhand in das Publikum verschwand, versuchte sichtlich das UT Connewitz anzuheizen, das dann bei „Neuzeit“ auch endlich auftaute. Man konnte auch kaum anders, I Heart Sharks sind eben was sie sind, wofür man sie nicht nicht lieben kann.

Alles in allem kam in dem charmant-altem Ambiente letztendlich jeder Künstler und vor allem jeder einzelne Kleinstfestivalbesucher auf seine Kosten, ließ sich vom Klanggut für eine Weile tragen. Dieses Festival ist wohl eines der unterschätzten inwändigen Festivals, doch nach dem diesjährigen, sogar ausverkauftem Spektakel im UT Connewitz wird das wohl nicht mehr all zu lang so sein!


Noch mehr zu sehen und zu hören gibt’s auf pop10.

Einige Fotos folgen noch.

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