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La Pampa Festival | 10.07.09 – 12.07.09 | Görlitz, Freibad [Freitag]

La Pampa Festival 2009Zum zweiten Mal ging am vergangen Wochenende das La Pampa Festival in der Nähe von Görlitz an den Start. Auf dem Gelände des Hagendwerder Freibades und in dessen naher Umgebung – direkt in Funähe zur polnischen Grenze – spielten um die 20 Künstler und Bands, die wohl mehr Musikfans in die Gemeide lockten, als diese Einwohner hat. Neben den Headliner The Notwist, waren auch Ja, Panik, ClickClickDecker, Bonaparte und andere Künstler vertreten. Wir besuchten das Festival am Freitag und waren angenehm angetan von dessen behüteter Stimmung.

Ein Hauptzeltplatz, der direkt um einen Badesee herum gelegen ist – das ist doch mal etwas Feines. Um das Freibad-Programm zu komplettieren noch eine Haupt- und Zeltbühne, sowie eine DJ-Strandlounge, ein Zeltkino. Wäre das Wetter nur noch dem Ort angemessen gewesen, hätte es statt Nieselregen und grauem Himmel Sommersonne gegeben – ja, dann wäre die Atmosphäre wohl perfekt gewesen. Aber dieses Jahr sollte es wettertechnisch einfach nicht sein.

La PampaDie erste interessante Entdeckung waren für mich die HamburgerInnen von Me Succeeds. „Zaghafte, entspannte Tanzmusik in Moll“, lautet die Ankündigung der Veranstalter. Das traf es ganz gut und war eine gelungener Einstieg in den Abend. Auf der Zeltbühne standen drei junge MusikerInnen, die mit zurückhaltenden elektronischen Klängen und Mona Steinwidders vorwiegend sanftem Gesang das Publikum perfekt in Stimmung brachten. Dazu mischte man mal Melodica-Klänge, Klarinette oder Xylophon. Und dennoch wurde das ganze dann auch irgendwie wieder tanzbar, der Gesang kräftiger, die Gitarren lauter. Me Succeeds waren bezaubernde Newcomer, die durch ihre leichte Aufregung nur umso charmanter wurden.

Rockiger und gitarrenlastiger wurde es dann mit Exit For Freeways auf der Hauptbühne des La Pampa. Deren Debüt, das im letzten Jahr erschien, wurde ja schon als kleiner Geheimtipp der Mainstage-Redaktion gehandelt, wie hier nachzulesen ist. Druckvoll und kräftig war ihr Sound und setze auf klassische Rock-Manier.

Für mich spannender war jedoch The Audience, die im Anschluss die Stimmung im Zelt erstmals zum Überkochen brachten. Jedes gute Festivals braucht so eine Band wie The Audience! Mir zuvor gänzlich unbekannt, erwiesen sich die Indie-Rocker aus Süddeutschland als die perfekte Live-Band. Was mich als Studioaufnahme wohl eher weniger anspricht und vermutlich sogar kalt lässt, präsentierte sich hier als perfekter Anheizer, grandioser Hüftschwinger, als Mitreißer. Das war wohl am meisten der Performance des Sängers Bernd Pflaum zu verdanken. Dieser Mann ist ein purer Rock ’n‘ Roller: Er hat durchgerockt, die Hüften geschwungen – und dazu noch eine Stimme, die äußerst sexy ist. Mit vollem Körpereinsatz unterstrich er jeden Beat, jeden Rhythmus. Dass er dabei offensichtlich etwas angetrunken oder einfach ziemlich fertig war, machte das Ganze noch sympathischer.

La PampaDer Höhepunkt des Abends war dann mit den Headlinern The Notwist erreicht. Leider hatte es sich inzwischen konstant eingeregnet. Der Schauer sollte wohl die Melancholie der erfahrenen Weilheimer Tüftler – und Frickelmusiker unterstreichen? Schade… Dennoch lieferten die fünf, die mittlerweile ihr zwanzigstes Jubiläum feiern können, eine solide Show ab. Erneut bemerkte man aber, dass The Notwist ihre Atmosphäre deutlich besser bei Club-Auftritten transpotieren können. Dort wirkt es deutlich eindrucksvoller und intensiver wenn die bekannten Songs in minutenlanger Collagen-Experimente, Sample-Einlagen und instrumentale Experimente ausarten als vor einem Festival-Publikum. Wie gewohnt spielte man hauptsächlich Songs von den bereits zu Klassikern avancierten Alben „Neon Golden“ und „The Devil, You + Me„.

Nach gut anderthalb Stunden verließen die Headliner die Bühne. Nun hieß es Abtanzen zum Elektro-Rock der deutsch-japanischen Formation Pitchtuner. Danach zogen die Veranstalter mit den Berliner Hedonisten von Bonaparte einen weiteren Trumpf. Über deren bewährten Zirkus-Show, die ein wahres Erlebnis für das Auge ist, braucht man mittlerweile ja nur noch wenige Worte zu verlieren. Das Festivalpublikum tanzte nun erstmals an diesem Abend zu Radio-Hits. Man schrie „Anti Anti“ und trotzte beharrlich dem Nieselregen. Schön wars.

Wer großen Trubel auf Festivals hasst, wer die Pampa als angenehmen Ausgleich gerne in Anspruch nimmt, wer eine gelunge Mischung zwischen erfolgreichen Indie-Künstlern mit gewissem Anspruch und unbekannten Newcomern aus dem Bereich Alternative und Singer/Songwriter mag und dazu gerne noch zu später Stunde zu Electro aus der DJ-Konserve tanzt – der ist bei dem La Pampa Festival gut aufgehoben.

La Pampa

Wir glauben mit Sicherheit, dass es auch am Samstag und Sonntag mit so vielversprechenden Künstlern wie Ja, Panik, ClickClickDecker, Der Tante Renate und Portugal. The Man und etwas besserem Wetter ein gelungenes, kleines, gemütliches Festival für alle Besucher war. Nächstes Jahr dann noch mit Sommerwetter!

Die Bilder in diesem Artikel stammen aus „wettermäßig besseren Zeiten“ aus dem Jahre 2008 ;-) Sie sind der Homepage der Veranstalter entnommen. Wir haben allerdings Freitagabend auch Fotos vom diesjährigen La Pampa gemacht. Diese findet ihr an dieser Stelle.

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