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mairisch Verlag #25 – Bookends

mairisch Verlag #25 - BookendsSongtexte. Meistens immer ein wenig hinter dem breiten Rücken des Rhythmus und der Schönheit der Melodie versteckt, fristen sie ein Dasein in der Liebe auf den zweiten Blick. Songtexte. Die Lyrik der Neuzeit, haben wir schon vor Jahren vergeblich unseren Deutschlehrern klarzumachen versucht. Songtexte. Eine besondere Nische der Literatur und mit dem Jubiläumsalbum Bookends des mairisch Verlages nun auch endlich auf Langspielplatte.

Der sonst auf Junge Literatur und Hörspiele spezialisierte mairisch Verlag sah sich mit der eigenen 25. Veröffentlichung positiv dazu gezwungen, dieses Jubiläum für einen ganz besonderen Zweck zu nutzen: Statt eines Buches sollte es eine Platte werden. Eine Platte mit den Musikern und ganz besonders den deutschsprachigen Liedtexten, die junge Autoren beeinflussen und antreiben – die Bookends (Buchstützen) des geschriebenen Wortes, als Motivator, Ideengeber und manchmal sogar als Lebensretter.

Eine Idee, ein Plan und die kongeniale Umsetzung. Insgesamt zehn deutschsprachige Künstler haben es schlussendlich auf dieses Jubiläumsalbum geschafft und das in einer vielfältigen Auswahl, die besser und passender nicht sein könnte. Bekannte Künstler wie ClickClickDecker oder Gisbert zu Knyphausen sind etwas für den ersten Appetit, den man sich auf dem Cover und natürlich auf der Platte holt, doch der wahre Genuss liegt wie auch sonst im Unbekannten. Norman Palm beispielsweise, der schon vor einiger Zeit mit seinem ersten CD-Buch-Album Songs auf sich aufmerksam machte, ist auf Bookends mit seinem ersten und dazu noch unveröffentlichten deutschen Song „Hollywood“ vertreten und erzählt damit eine wunderbare Geschichte über die Stadt der Filme, die Liebe und Robert de Niro. Oder Julian Gerhard, der mit „Lichtmaschine“ von seinem Album Wenn du hier eh nur rumstehst, kannst du auch auf die Jacken aufpassen vertreten ist. Hektik trifft auf Melancholie, trifft auf alleswasgutist.

mairisch Verlag #25 - Bookends

Der unbestrittene Höhepunkt ist „Wir haben Zeit“ von Fön. Eine Band hinter der sich der Bachmann-Preisträger Tilman Rammstedt als Sänger und Texter versteckt. Der perfekte Beweis dafür, dass Literatur und Musik in einer perfekten Symbiose etwas erreichen können, zu dem das Wort auf dem Papier alleine nicht in der Lage wäre. Ein bisschen erinnert es dazu an eine unelektronische Version der Beatpoeten und das macht es dann noch großartiger. "Und weißt Du noch das kleine Pazifik-Atoll, auf dem wir uns aussetzen ließen. Mit nichts als einem Taschenmesser und einem guten Buch. Du dem Steppenwolf und ich das Glasperlenspiel und dann haben wir getauscht nach ein paar Wochen." Eine Reise durch die Phantasie einer beendeten Liebesgeschichte mit dem finalen Besitz am Schluss: Zeit zu gehen.

Bookends ist wahrscheinlich eines der durchdachtesten und gleichzeitig mit der meisten Leidenschaft durchzogenen Sammelsurien der deutschsprachigen Liedkunst seit sehr langer Zeit. Vielleicht auch gerade weil der mairisch Verlag weiß, was Texte zu verbringen in der Lage sind. Zudem ist die Entscheidung, Bookends nur als LP zu veröffentlichen, ein Hinweis in die richtige Richtung. Ein Hoch auf die Liedtexte, ein Hoch auf die Musik, ein Hoch auf die Kunst. Herzlichen Glückwunsch zur 25. Veröffentlichung, lieber mairisch Verlag. Wir lesen uns wieder, ganz bestimmt.

Trackliste

Norman Palm – Hollywood
ClickClickDecker – Dialog mit dem Tölpel
Rosalie und Jakob – Pferdi
Spaceman Spiff – Schnee
Julian Gerhard – Lichtmaschine
Jan Böttcher – Beruflich in der Stadt
Wolfgang Müller – Unterschiedlich schwer
Fön – Wir Haben Zeit
Gisbert zu Knyphausen – Wer du bist
Vierkanttretlager – Schluss aus raus


Bookends erschien am 20. August beim mairisch Verlag als LP (150g Vinyl) mit Inside-Out-Cover & MP3-Download-Code.

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