Das neue, viel angekündigte, viel angespielte Album der Mighty Oaks ist da: All Things Go erschien am 07.02.2020 via BMG. Es ist die Rückbesinnung auf die altbewährte Handwerkskunst einer mehr als besonderen Band – die sich auf dieser Platte aber nicht ganz sicher scheint, ob sie diesen Weg bis ans Ende gehen will.
Länger als erwartet dauerte es, bis die Mighty Oaks am letzten Freitag ihr drittes Studioalbum „All Things Go“ (VÖ: 07.02.2020 via BMG) veröffentlichten. Einer der Gründe war die Zeit, die sich Ian Hooper, Craig Saunders und Claudio Donzellivo im letzten Januar und Februar für eine längere Akustiktour nahmen. Damit kehrten die Mighty Oaks zu ihren Anfängen zurück, fanden sich in kleinen, auserwählten Venues wieder und besannten sich auf die Elemente, die sie ausmachen: sich selbst, folkige Harmoniegesänge, Akustikgitarren, Banjo und Mandoline sowie die Interaktion mit dem (oft sitzenden) Pubklikum. In Leipzig füllten sie den (fast schon zu großen) Kupfersaal, erzählten vom anstehenden Album und ließen erste Songs anklingen, bei denen der Funke jedoch noch nicht wirklich überspringen wollte.
Rückbesinnung auf Altbewährtes
Im Gesamtkonzept „All Things Go“ haben genau diese Songs nun eine gewaltige Schlagkraft, denn sie gehen, diesmal mehr als sonst, unter die Haut. Kann sein, dass man älter wird, dass einige Erfahrungen, Rück-und Tiefschläge passieren, kann sein, dass genau deshalb diese ersten drei Songs „All Things Go“, „I Need You Now“ und „Tell Me What You’re Thinking“ so Nahe gehen. Doch geht es weniger um verflossene, verpasste oder verpatzte Lieben und den ordinären Herzschmerz als um Unwegsamkeiten des Leben, Verlusten und Verlustängsten einer ganz anderen Größenordnung. Man denkt hier nicht nur einmal an die verstorbene Mutter von Sänger Ian Hooper, der viele der Songs gewidmet sein mögen, und die eigene Vergänglichkeit, so pathetisch es klingen mag.
And I can see you smile
Still today
When I close my eyes
And I still feel your hands
Holding mine back
And goodbye, yeah
All things go
They have their time
Insgesamnt bewährt sich einmal mehr das altbekannte Handwerk der Musiker wie wir es von ihrem Debüt „Howl“ (2014) und dem Nachfolger „Dreamers“ (2017) kennen: eingängige, aber schwer abnutzbare Folk-Pop-Melodien, aufeinander abgestimmte Harmoniegesänge und eine auf das Wesentliche reduzierte, handgemachte Instrumentalisierung, die genau weiß, wann Tambourin, Banjo, Mandoline oder Trommeln zum Einsatz kommen müssen. Nach diesem Prinzip funktionieren auch „Lost Again“, „Crazy“ und „Fly To You“, die sich zu Songs wie „Driftwood Seat“, „Horsehead Bay“ oder „Brother“ gesellen.
Mehr Pop, mehr Gefälligkeit?
Doch hat die Platte auch einen Song wie „What You Got“, den man Ian, Craig und Claudio fast nicht verzeihen kann. Ein gefälliger Pop-Song mit Klatschgeräuschen, zu viel la la la und uh uh uh im Hintergrund, der so gar nicht auf diese Platte oder den Mighty Oaks passen will. „People come and go“, plattitütet Ian Hooper. „What You Got“ und „Light The World On Fire“ gehen einen Schritt zu weit und erwecken den Eindruck, als wäre die Platte mit sich selbst nicht eins. Insgesamt ist es weniger Indiefolk, als Pop, will vielleicht gefälliger und eingängiger sein als früher.
„Wir hatten schon immer diese Pop-Seite an uns, jetzt umarmen wir sie eben“, erklärt Gitarrist Claudio Donzellivo, und das ist sicherlich auch so, wenn man beispielsweise an den ersten Hit „Just One Day“ denkt. Nachvollziehbar, dass man von den vorgetrampelten Pfaden abweichen, seine Grenzen ablaufen möchte. Doch an „All Things Go“ wird ziemlich deutlich, dass das eigentliche Erfolgsrezept der Mighty Oaks nicht die glattgebügelten, überproduzierten Arrangements sind, sondern handgemachte, aufrichtige und authentische Stücke, die mehr Indiefolk als Pop, mehr Tiefgang als Oberflächlichkeit, mehr Mensch als Maschine sind.
VÖ: "All Things Go" erschien am 07.02.2020 via BMG. Mehr Informationen auf der offiziellen Website von Mighty Oaks.