„Willst du gelten, mach dich selten“, diesem Prinzip, Fotos, Hurts und Girls folgten wohl auch Mirrors bei ihrer Namensgebung. Durch glückliche Umstände stößt man aber früher oder später auf die Pop Noir-Formation aus dem windigen Brighton. Wie dem auch sei, ihr Debüt Lights and Offerings ist, als hätte man vergangenen Zeiten den Spiegel vor die Nase gehalten …
Wahrlich jedermans Herz erobert die erste Single Into The Heart, und widmet man sich dem schwermütigem Liebeslied als erstes und lässt es – denn innere Kräfte treiben dazu – in der Dauerschleife rotieren, verselbständigen sich die übrigen 9 Songs (+ 2 Bonus-Tracks) der Platte.
Man braucht nicht einmal der Achtziger Jahre-Generation zuzugehören und einst der Liebe zu Depeche Mode, OMD oder Kraftwerk entflammt gewesen zu sein, um sich heute für Mirrors zu begeistern. Doch man sollte es auch.
Als hätte man nie Musik mit Holz- und Blechinstrumenten gemacht, lebt die Musik von Mirrors von elektronischen Schlagzeugen, kehligen Männerstimmen und gewusst-wie-Handgriffen am Computer. Am Ende ist die Musik von James New, Alley Young, Josef Page und James Arguile eine auf ein optisches Speichermedium gepresste Zeitreise in die Achtziger.
Fear of Drowning, der erste Titel der Platte, schleicht sich langsam aber sicher in das Gehör und setzt sich fest, und Somewhere Strange oder Searching The Wildernenss tun es ihm nach. Wüsste man nicht, dass sich die Engländer 2009 zusammen taten, um aus ihrer Enttäuschung über die neue Mumm Ra-Platte Inspiration zu schöpfen, könnte man glauben, man stöbere in der Plattensammlung von Mutti.
Sparsame Arrangements, eingängige, sphärisch-wabernde, pochende Refrains und düstere Melancholie sehen im Maßanzug und mit geliger Fönfrisur nicht nur nach Hurts und White Lies aus, sondern klingen ab und an nach deren lasziven Reinkarnationen. Das mag nach 50 Minuten und 27 Sekunden schon etwas nach Unoriginalität anmuten, tut dem aber nichts zur Sache, dass Lights and Offerings ein Paradebeispiel des makellosen Synth-Pop der Neuzeit ist.
Vielleicht überlegt man es sich jetzt noch einmal, mit Mutti tanzen zu gehen? Gelegenheiten dafür gibt’s im April zur Genüge:
12 April 2011 | Gebäude 9 | Köln | ||
13 April 2011 | Comet | Berlin | ||
14 April 2011 | Molotow | Hamburg | ||
15 April 2011 | Beatpol | Dresden | ||
17 April 2011 | Das Bett | Frankfurt | ||
20 April 2011 | Atomic Cafe | München | ||
VÖ: „Lights and Offerings“ erschien am 18.03. bei Skint / PIAS / Rough Trade.