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Oberhofer – Time Capsule II

Oberhofer? Das klingt zuerst einmal nach einer urigen Gaststube in den Untiefen Bayerns, tatsächlich aber ist Oberhofer eine alles andere als verstaubte Band um den gerade 21-jährigen Brad Oberhofer. „Time Capsule II“ ist sein wohl durchdachtes, melodiöses, ehrliches und liebeskrankes Debüt, das sogar den urigen Bayer nochmal Kind sein lassen will.

 

 

Die einfache Landluft Tacomas in Washington, USA dürfte wohl nichts sein für einen jungen Mann, der viel von sich verlangt. So kam es Brad Oberhofer wohl ganz gelegen, dass sein Familienhaus abbrannte, er sein trautes Heim verlassen musste, um in New York ein neues Leben zu beginnen, und um von dort as mit seiner Musik die große, weite Welt zu erobern.

Und das ging ganz schnell, kaum hatte er Brad, Matt, Peter und Mike mit seinen im Keller zusammengefrickelten, verträumt-psychedelischen Liederreigen auf seine Seite gezogen, taten es ihnen zuerst kleine Zuschauerscharen und letztlich auch aufmerksame Musikblogger gleich. Dann dauerte es auch nicht mehr lang, bis sich die Oberhof’schen Talente herumsprechen, sie mit Twin Sister, Sleigh Bells, Neon Indian und Bear In Heaven auf Tour gingen und sich letztlich mit Steve Lillywhite, der sich sonst mit U2, den Rolling Stones oder Morrissey umgibt, im Studio wiederfanden, um an „Time Capsule II“ zu basteln.

Seine hochkarätigen Unterstützer ändern allerdings nichts an der Tatsache, dass Oberhofer ganz allein verantwortlich für ihre Tracks sind. Es scheint, als würden alle Instrumente verwurstet, die Brad, Matt, Peter und Mike in die Finger bekommen konnten. So erklingen gallopierende Drums und rasche Gitarrenriffs genauso wie Klavierspiele, Xylophone, Percussions und Zymbale.

Mit „Away From U“ steigt die Platte ein, der sich mit seinem Upbeat und Xylophonspiel sofort im Gehör einnistet. Genauso wie „Haus“, das einen wieder Kind sein, mit seiner Sandkastenliebe über Wiesen rennen und ein Baumhaus bauen lassen möchte. Auch „Crusing FDR“ fasziniert, trägt auch dieses Lied einen mit seiner jugendlichen Stimmung zurück in sorglosere Zeiten. Ein Highlight der Platte ist dann „Heart„, das seinem Namen wahrlich alle Ehre macht. Sein herzzereißendes Klavierintro und die ein gebrochenes Herz besäuselnde Stimme Brad Oberhofers steuern diesen Song der Platte auf die dramatische Spitze.

 

Eines ist ganz klar: Brad Oberhofer trägt sein Herz auf der Zunge, und legt es ganz gewollt darauf an, mit „Time Capsule II“ eine gewisse Stimmung zu verbreiten. Diese Platte schafft es trotz seiner liebeskranken Texte doch die schweren Herzenseiner Hörer in die Flucht zuschlagen, und sorgt für auf deren Gesichter für ein 10-Titel-langes-Grinsen. Sie lebt von einer nervösen Energie, die jedes einzelne Lied durchfährt und den Hörer glauben lässt, er wäre wieder 12 Jahre alt und befände sich auf einem Rummelplatz, drauf und dran, in die nächste Achterbahn zu steigen. Dieses Gefühl verbreitend, ist Oberhofer im nahenden Sommer wohl die beste Wahl für den Weg zur Arbeit oder den Spaziergang durch die Stadt.

Wer sich beeilt, kann diesen kleinen Ausflug auch hin zu einem ihrer Gigs verlagern:

12.05. Hamburg – Molotow (Motorbooty)
13.05. Berlin – Comet Club
14.05. München – Feierwerk
15.05. Köln – MTC


VÖ: „Time Capsule II“ erschien am 04.05.2012 via Glassnote / Cooperative / Universal.

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