Letztes Wochenende pilgerten wieder Tausende Festivalbesucher in den Sittertobel zum diesjährigen Open Air St. Gallen. Für uns war Julia vor Ort und hat uns ihren Bericht mitgebracht:
Nachdem es die letzten Tage strahlend schön und warm war, wechselte das Wetter pünktlich zum Open Air Beginn auf Regen. Aber die Besucher nahmen es gelassen, nicht umsonst wird das Festival von Einheimischen auch liebevoll Schlamm-Gallen genannt.
So fand man sich bei strömendem Regen bei Portugal. The Man unterm Zelt ein. Die Jungs aus Alaska spielten auch bald mal ihren Hit “Live in the moment”, das kannte dann auch jeder im Publikum und tanzte mit. Zwischendurch wurde man von der Video-Show, welche hinter der Band lief unterhalten, während die Band einen Instrumental Song spielten – für ein Open Air schon eher mutig, funktionierte aber beim Publikum bestens. Seither wissen wir auch: “Real bands don’t need singers”, und reden müssens sie auch nicht, steht ja alles auf dem Videoscreen. Meiner Meinung nach bestens, dann bleibt mehr Zeit Musik zu spielen.
Zufrieden mit dem Start des Open Airs ging es weiter zur Hauptbühne, wobei diese am Donnerstag noch nicht in Betrieb war, stattdessen gab es daneben eine Mini-Bühne für die lokalen Bands. Dort spielte nach Mitternacht die sehr gute St. Galler Band Velvet Two Stripes ein Heimspiel. Mit Familie und Freunden im Publikum war die Stimmung auch im Regen bestens und Schlamm-Gallen machte seinem Namen alle Ehre.
Am Freitag wurde das Wetter strahlend, so konnte man bei Johnossi im Zelt etwas Schatten suchen. Bei „Man Must Dance“ ließ sich das Publikum nicht zweimal bitten, manche fühlten sich auch als Monkeys angesprochen und klettern für den besseren Überblick 10 Meter das Zelt hoch. Der „Execution Song“ hat auch nicht gefehlt, nach dem etwas enttäuschenden Konzert vor einem Jahr im Volkshaus Zürich, bin ich wieder mit der Band versöhnt, die Editors müssen erst mal auf mich warten.
Kein Problem, der Weg von der Sternenbühne (Zelt) zur Hauptbühne lässt sich in 3 Minuten schaffen, also schnell zu den Editors, „Even an end has a start“, wird ziemlich am Anfang gespielt, vielleicht möchte Tom Smith nicht so lange bei uns im Sittertobel bleiben. Das Festival ist dieses Jahr nicht ausverkauft, 5000 Tickets hätte es noch gegeben und die Stimmung ist eher verhalten, zu schwermütig die Musik. Die Editors spielen sich einmal quer durch ihre Alben, aber der Funke springt nicht über.
Anschließend gab’s noch eine Zeitreise in die 80’ Jahre mit Nine Inch Nails, da gab’s soliden Rock. Abgesehen vom ersten Album, von 1989 kenne ich tatsächlich gar nichts.
Am Samstag dann endlich Angus & Julia Stone, auf die ich mich schon sehr gefreut habe. Sie spielen viele Sachen vom neuen Album, die Stimmung im Zelt ist perfekt. Bei „Chateau“ möchte man mit Angus mitgehen. Bei „Snow“ wird die Frage gestellt „Why don’t you stay“ – keine Angst, ich bleibe auf jeden Fall.
Auf der Hauptbühne spielt Depeche Mode, Dave Gahan ganz der Entertainer. Aber ohne Synthesizer fehlt, was die Band einst so gut machte. Nach einer Stunde sind sie bereits erschöpft, egal wir wollen eh zu Faber nebenan.
Da merkt man die Freude am Spielen noch, St. Gallen, für Faber ein Auswärtsspiel vor Heimpublikum. Und zwei St. Galler hat es auch noch in der Band. In seiner Biografie heißt es: “Faber ist keiner, der über das Leben singen würde, ohne überhaupt gelebt zu haben.”. Wir haben auch schon erlebt über was Faber singt, aber so schön kann nur er das sagen! Hier gab’s am Schluss noch Zugaben, die Band spielte im Publikum, und das Publikum feierte noch weiter während die Instrumente schon weggeräumt wurden.
Kann es nach Faber noch besser werden? Ja, es kann.
Am Sonntag bei strahlendem Sonnenschein und Hitze bereits um 2 Uhr nachmittags. Dort spielen Hecht. Ich sag jetzt mal Mundart Boyband, durchaus als Kompliment gemeint.
Die Berner haben das Publikum schnell auf ihrer Seite, sei es für Gymnastik oder alles andere was die Band schon immer einmal auf einer Hauptbühne machen wollte. Hecht kennen sich aus im Sittertobel, haben an jedem Hügel schon gezeltet und mexikanisches Essen verkauft. Man sieht ihnen die Freude an, jetzt auf der Sitterbühne zu stehen und bei so viel Spaß kann man nicht anders als das Tanzbein zu schwingen.
Gleich weiter geht’s bei Lo & Leduc die lockere Freestyle Raps raushauen, das Zelt ist erstmals voll.
Ohne Pause zurück zur Sitterbühne, dort spielt die beste Band der Welt, wie sie von sich selbst sagen, die Beatsteaks. Für mich auf jeden Fall die beste Open Air Band, also auf in die ersten Reihen zum Pogen! Nach dem Nachmittagsprogramm brauchte ich erstmal eine Pause und Erfrischung vor dem Endspurt mit The Killers.
Nachdem die lokalen Bands bisher deutlich besser waren, hatte ich keine großen Erwartungen mehr. Überraschend für mich hatten The Killers dann richtig Spaß am Spielen. Klar, die bekannten Lieder wurden gespielt, „Mr. Brightside“, „Somebody told me“, „Spaceman“, „Human“, aber auch ein sehr schönes Cover von „Where is my mind?“. Vielleicht spielen nächstes Jahr ja die Pixies.
Für 2019 können wir uns auf die beste Band der Welt freuen, Die Ärzte spielen nach 6 Jahren wieder am OASG.
Text und Fotos: Julia Rheinberger
OASG-Homepage