Startseite » Portugal. The Man – The Satanic Satanist

Portugal. The Man – The Satanic Satanist

ptm_coverEs hat Ähnlichkeit mit einer alteingesessenen Tradition, dass man sich seit 2006 einmal im Jahr auf ein neues Album von Portugal. The Man freuen darf. Während sich andere Bands durch langwidrige Kreativitätsschaffungsprozesse kämpfen, wirkt es bei den Alaskern wie ein stetiger Fluss, der mit ihrem vierten Album The Satanist Satanist den langen Weg bis zur Mündung bei weitem noch nicht angetreten hat.

Dabei waren die Anforderungen an die neue Platte vor dem Beginn der Aufnahmephase keineswegs klar gesteckt. Wie immer sollte der Soul der 70er Jahre die Richtung angeben, in die man sich bewegen wollte, den Rest ließ man auf sich zukommen. Zwar wurden im Vorfeld einige Songs bereits geprobt und geschrieben, dennoch gab erst die Studioarbeit mit dem Produzententrio Paul Q. Kolderie (Pixies, Radiohead), Adam Taylor (Lemonheads, Dresden Dolls) und Anthony Saffery den finalen kreativen Schliff. Auch ein Schritt in eine bisher ungewohnte Richtung: Ließ man sich sonst wenig in die Arbeit im Studio reinreden, wurde dieses Mal das Ruder an die drei neuen Produzenten aus Boston abgegeben. Eine scheinbar prägende Entscheidung, denn mit ihrem vierten Album präsentieren sich Portugal. The Man in ungewohnt direkter und schnörkelloser Manier.

Dennoch ist The Satanic Satanist dabei viel weniger ein Album des Aufbrauchs oder der Veränderung, als vielmehr der Heimat. Ein Album über die Heimat in Alaska, wo Sänger John Baldwin Gourley und Bassist Zachary Scott Carothers aufwuchsen und ihre Familien weiterhin leben. Zwar war der nördlichste Bundesstaat Amerikas schon immer die Grundlage für die Musik und den Klang der Band, dieses Mal schwingt er aber noch stärker in jeder Silbe mit als zuvor. Inspiration lieferte Gourley dabei vor allem die Geschichte seiner Eltern, die in den 70er Jahren von New York aufbrachen, um in Alaska ihr Glück zu suchen und fernab von kapitalistischen Gesellschaftsstrukturen ihr zu Hause zwischen Schnee und Wäldern zu finden.

Vielleicht ist gerade die Nähe zum thematischen Hintergrund der Grund dafür, dass dieses Mal nicht versucht wurde, so viele Instrumente und musikalische Effekte wie möglich in den Liedern unterzubringen, sondern einfach mal ein paar Schritte zurückzutreten und sich strikt auf das Minimum zu reduzieren. Minimalistisch wäre jedoch das falsche Attribut, denn obwohl die Songs beinahe schon simple Pop-Strukturen aufweisen, bietet der Versuch der Band, eine gewisse musikalische Direktheit auszudrücken, genügend Bandbreite für eine langfristige Begeisterung. Textlich beweist John Baldwin Gourley mal wieder seinen gewohnt kryptischen Stil und singt über den Rhythmus des Alltags („Work All Day„), die Suche nach der Heimat („The Home„) oder die Liebe zur Science-Fiction („The Sun„) in einer Manier, die noch immer an den Acid Rock der späten 60er Jahre erinnert.

We took that trip out in 87'
yeah, found that place where we don't fear heaven
oh, once you crawl in you'll never come back again
if I never stand at another corner trying hard to be a father
let's be love
if i never need again
i'll find that sleep again
though I never pray god reigns today

(aus "Guns and Dogs")

The Satanist Satanist ist nicht das überzeugendste Album von Portugal. The Man, stattdessen aber das tiefgehendste und vielleicht auch das ehrlichste. Seit langer Zeit hatte ich keine Platte mehr in der Hand, die die Pole zwischen Energie und Ruhe so gekonnt zu verteilen vermochte. Die Musik auf den Ohren, der Körper am Boden und die Faust in der Luft. Und dann doch immer im Blick, dass es egal ist, wo unsere Heimat ist, denn „everyone’s a soldier just marching towards the ocean„.


„The Satanic Satanist“ erscheint am 17. Juli 2009 auf Defiance Records und präsentiert sich in einem schicken aufklappbaren Cover-Artwork.

2 comments

  1. Hannah says:

    schöner Artikel. Ich liebe Portugal,the man und freue mich so darauf, sie endlich live sehen zu können :)

  2. Armin says:

    Hi
    schöner Bericht. Hatte über PTM im WDR 5 gehört und direkt im Shop gekauft. Hoffe die CD und die LP! (Ja, es gibt Vinyl und das auch bunt) bald zu erhalten. Als kleines Dankeschön gab es von Merg now (Handelsplattform von PTM) heute ein tolles, zwar nur MP3, appetitmachendes und klingendes Geschenk. Verkürzt die Wartezeit auf die Lieferung

Wir freuen uns über deinen Kommentar: