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Scenario Rock – Histrionics

scenariorock.jpgScenario Rock ist ein Projekt von den beiden Franzosen Mehdi Pinson und Ludovic Therrault. Ganz so unbekannt ist der Name in der Szene schon gar nicht mehr, Mehdi wirkte bei Justice Debütalbum schließlich als Vocalist bei dem Übersong DVNO mit und so wundert es nicht, dass Scenario Rocks zweites Album „Histrionics“ einiges an Aufmerksamkeit verdient haben sollte.

Zuerst wirft man also einen Blick auf das Cover dieser Platte: Ein einsamer Mann, ein Holzboot, das große weite Meer und in verschnörkelten Buchstaben der Albumtitel. Musik für die einsame Insel? Man öffnet die Hülle: Zwei Hände, Literatur, schwarzer Hintergrund, farbig aufgelistet die Titel. Eine kleine Popmusik? Man klappt das zweite CD-Fach auf: Eine Bonus-CD voller Remixe, unter anderem von den Electro-Königen Justice. Also doch Dancefloormusik? Letzteres erklärt sich ja, eine Hand wäscht die Andere, aber trotzdem etwas verwirrt legt man dieses Album also zum ersten Mal auf. Und nach dem Durchhören stellt man fest: Meine Güte, ja! Tatsächlich alles! „Histrionics“ strotzt nur so vor Vielschichtigkeit. Hier hat man eine gute Portion Indierock, im nächsten Lied spielen klassische Elemente eine große Rolle, dann eventuell etwas Pop und dann wiederum so viel New Rave und Disco, dass man nicht still sitzen bleiben mag. Um dies näher zu durchleuchten wirft man einen Blick in die Biografie der beiden Männer: Aufgewachsen in Vororten von Paris trafen sich Mehdi und Ludovic, die beide die Leidenschaft für das Skaten und für Bands wie „NOFX“ oder „Burning heads“ teilten. Die gründeten gemeinsam eine Band namens „Heb Frueman“ und hatten damit, speziell in den Hardcore-Kreisen, einiges an Erfolgen zu verzeichnen. Jedoch hatten sie schnell genug von der Engstirnigkeit dieser Szene, bewegten sich immer weiter durch die Gefilde der Musiklandschaft, nahmen 1997 ein HipHop-Album auf, 1999 wurde sich dann mehr auf Gesang als Sprechgesang konzentriert und die Keyboards entstaubt, etc. Es wurde augenscheinlich viel an der künstlerischen Freiheit gewerkelt. Im Jahre 2003 konnte dann endlich geerntet werden, was gesäht wurde. Die Band traf auf David Corcos, ein Produzenten-Wunderkind aus Brasilien und alle ihre vergangenen Einflüsse, Ideen und Experimente wurden auf dem Debütalbum „Endless Season“ vereinigt. Und nun also die Nachfolgeplatte. Wie gesagt, geändert hat sich nicht viel, hier ist immer noch ein hoher Grad an Stilwechseln innerhalb eines Albums zu verzeichnen. Und dazu dann eben der Gesang von Mehdi, dem zumindest allen Justice-Fans bereits an Herz gewachsen ist und bei allen anderen schnell anwachsen sollte. Der Gesang ist zwar auf Englisch, aber stets mit einem leichten französischen Akzent, der dem Ganzen einen ungemeinen Charme verleiht. Und noch dazu kann dieser Mann einfach singen. Toll! Da muss man hinhören. Und die Texte sind auch nicht von schlechten Eltern. Hier hat man es auf jeden Fall mit einer abwechslungsreichen, tanzbaren und sehr schönen Platte zu tun. Auch die Bonus-Disc lässt sich sehen, mit Remixen von Both Gotta Move On, Perfect Love Antidote und Skitzo Dancer, geremixed von Justice, Bobmo, etc.

Und nebenbei erwähnt: Der Titel „Skitzo Dancer“ läuft in den Clubs Heay Rotation. Wer sich also noch fragt, woher der ohrwurmwürdige Ausruf „Disco! Disco-Disco!“ nochmal herkommt, der sollte hier defintiv weiter reinhören. Disco! Disco-Disco!

Zum Ende ein Zitat von Mehdi Pinson:

„An album is nothing but details like these: plug-ins, technique, time and wasted money. But in the end it’s like the love and the emotions comsumed that mean the world to me, and keeps me coming back for more.“

Schön gesagt, Herr Pinson. Und das merkt man diesem Album auch wirklich an, sehr gelungen. Hier hört man gerne zu.

VÖ: 29. Februar 2008

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