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Sometree | 15.10.2010 | Falkendom, Bielefeld

Sometree gastieren in Bielefeld und sind guter Dinge. Dass sie vor einem halb leeren Saal stehen macht ihnen nichts. Die anwesenden Zuschauer folgen ihnen schließlich umso bedingungsloser in die Versenkung des Selbst. Oder sollte man eher sagen: Menschen die Sometree mögen haben sich ein Verständnis für die Musik der Berliner Band erarbeitet. Denn wenn die Musik von Sometree eines nicht ist, dann einfach. Sometree sind Rätsel und Dunkelheit zugleich.

Sometree scheinen die intime Atmosphäre des Bielefelder Falkendoms zu genießen. Sie sind guter Dinge, sind spielfreudig, was vielleicht auch daran liege könnte, dass es schon sehr bald auf Japan-Tour geht. Ein weiterer riesen Schritt also für die Band, die von Hannover nach Berlin umgesiedelt und deren Musik manchmal nur so schwer zu entschlüsseln ist.
Sie spielen sehr alte und sehr neue Songs und lassen jeden im Saal Spüren welchen musikalischen Sog sie in einem Jahrzehnt entwickelt haben. Es ist die Emotionalität, die Trance und der hemmungslose Ausbruch der Sometree ein Alleinstellungs-Merkmal in Deutschland verschafft haben.
Ihr Sound ist spröde, die Stimme von Bernd B. einnehmend aber gewöhnungsbedürftig und Spuren von Pop blitzen immer wieder in den sonst komplexen Klanggebilden auf. Wer jetzt aber denkt, die Menschen hinter Sometree seien finstere Kerle mit ernsten Mienen, der irrt. Eher zurückgenommen, fast schüchtern, wie am ersten Tag kommen die Ansagen. Die großen Entertainer werden sie wohl nicht mehr werden, aber das würde ihnen auch nicht gut zu Gesicht stehen. Sie sind und bleiben die furiosen Underdogs, allen voran Bernd B. der peinlich berührt auf das euphorisch auf- genommene Moduin zu Protokoll gibt, dass selbst ein Hund den Klavierpart spielen könne. Sympathisch ist das, auch wenn wohl nicht umsonst Tour-Musiker Shaun alle anderen Stücke an den Keys begleitet.
Die Band eröffnet den Abend mit dem hypnotischen A Years Mind und offenbart im Folgenden Sink or Swim ihre schiere Wucht. Das Sometree eine so laute Band sein können, lassen ihre Platten nicht vermuten. Und noch auffälliger ist, wie aufgewühlt die fünf Musiker selbst nach jedem zornigen Ausfallschritt sind. Jeder Song in der Folge gelingt, manche geraten gar zum Rausch, auch wenn Sometree betonen, dass sie einige der Songs aus der Mottenkiste geholt hätten um sich selbst zu überraschen, was live damit passiere. Nun, es dokumentiert mit welcher Stringenz seit über zehn Jahren an ihren eigenwilligen Sound tüfteln. Natürlich kommen die verwaschenen Bläser-Einsätze heute nur vom Band, aber sie dringen dennoch tief in die Magengegend ein. Einzig allein Hands and Arrows enttäuscht an diesem Abend. Irgendwie findet die Band ausgerechnet beim letzten Stück des regulären Sets nicht ganz zueinander. Dafür aber haben es die Zugaben in sich. Darunter das treibende Pulse von 2003´er Album Moleskine das eines ganz deutlich macht: Sometree sind Rätsel und Dunkelheit. Und das macht sie seit Jahren so spannend.

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