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We Are Scientists – Business Casual (EP)

Business_CasualIch war einmal sehr verliebt, mit 14 Jahren, als 2005 We Are Scientists „With Love and Squalor“ veröffentlichten. Einige Zeit ist seither vergangen, wie sich aber nun herausstellt, rostet alte Liebe nie. Beweismaterial ist die jüngste EP „Buisness Casual“.

Auf der ersten Platte von We Are Scientists, „With Love and Squalor“ (2005) waren nur Hits, das kann ich sagen, weil ich auch noch acht Jahre später, nicht mehr die rosarote Brille tragend, hinter jedem einzelnen Song – von „Nobody Move, Nobody Get Hurt“ über „Lousy Reputation“ bishin zu „The Great Escape“ – stehe, und obendrein mitsingen kann. Sowas passiert mir eher selten.

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Die Tracks der New Yorker Keith Murray, Chris Cain und Michael Tapper hatten eine unheimliche Energie: mitreißende Gitarrenriffs, zupackende Schlagzeugrhythmen, auffordernde, witty Texte. Vor den Songs von We Are Scientists gab es kein Entkommen. Immer noch nicht, denn auch wenn man sich „With Love and Squalor“ heute anhört, findet man keinen Fluchtweg, allenfalls einen Umweg zurück auf die Tanzfläche. These, Argument, Beispiel:

Die Nachfolger „Brain Thrust Mastery“ (2008) und „Barbara“ (2010) waren nicht weniger ausgeklügelt, energetisch und einfallsreich, konnten aber nicht wirklich mithalten, vielleicht mussten Keith und Chris, die seit 2007 allein weitermachen, erst wieder den richtigen Takt und offensichtlich auch das richtige Label finden. Mit 100% Records haben sie offensichtlich genau dieses Label und die Produzenten Chris Coady (Beach House, YUCK) und Claudius Mittendorfer (Arctic Monkeys, Franz Ferdinand, Interpol) gefunden, denn auf der EP „Business Casual“ lässt sich der altbewährte Takt zumindest wieder erahnen.

„Dumb Luck“ ist der Up-Tempo-Einsteiger, tanzbar wie man es von den Wissenschaftlern nicht anders gewöhnt ist, aber noch etwas verhalten. Es folgt „Return The Favor“ und damit der liebenswerteste Track der EP. Der anfänglich fast romantisch anmutende Downbeat-Song entwickelt sich nämlich im zweiten Drittel überraschenderweise noch in einen mehr als anständigen Gitarrenbombast. „Personality is worthless“, singt Keith Murray – der, by the way, immer mehr aussieht wie ein sehr (sehr!) naher Verwandter von George Clooney. Auf seine Band aber trifft das nicht zu, denn auch im etwas undurchschaubarem Video zum Song beweisen sie, dass sie einen nicht zu unterschätzenden Wiedererkennunsgwert haben.

„Good Answer“, der dritte Song der EP, ist überraschenderweise eine Ballade. Ungewöhnlich, We Are Scientists auch mal die gemachen Töne anschlagen zu hören. Daran soll man sich wohl auch nicht gewöhnen, deswegen schließt sich „Courage“ als Demoversion an, die – wenn sie einmal ausgereift ist – durchaus verspricht, an „With Love and Squalor“ anknüpfen zu können.

We Are Scientists wären nicht We Are Scientists, würden sie nicht zuletzt noch mit etwas um die Ecke kommen, womit niemand gerechnet hat. Auf „Business Casual“ ist das ihre nicht weit von Country entfernte Interpretation des Top Gun-Hits „Take My Breath Away”. Absurd, komisch, We Are Scientists – und einer der Gründe, warum ich 2005 glaubte, niemanden mehr kennenzulernen, der ihnen das Wasser reichen kann.

Zum Glück ist „Business Casual“ nur der Anfang.

Live gibt’s We Are Scientists auch zu sehen, und das unterstützt von Razorlight-Drummer Andy Burrows und ganz sicher mit „With Love and Squalor“-Gut im Gepäck. Dort:

23.03.2014 – Hamburg / Knust
24.03.2014 – Berlin / Lido
27.03.2014 – München / Ampere
30.03.2014 – Köln / Luxor


VÖ: „Business Casual“ (EP) erschien am 14. Oktober via 100% Records (verstaerker)

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