Manche Bands haben einfach ihren eigenen Charme: „Man liebt sie oder man hasst sie!“. Wenn aber selbst der Charme nichts mehr bringt, muss man sich vielleicht doch eingestehen, dass ein neues Album ein schlechtes ist. So geschehen mit der neuen White Lies-Platte Ritual.
Voller Vorfreude flatterte sie mir ins Haus, begierig rieß ich alle für den Postweg nötigen Umschläge und Papiere auf, um den adretten Zwillingsmädchen auf dem Cover der Platte erwartungsfroh ins Gesicht zu blicken.
Was man von den White Lies kennt, sind wuchtige, gitarrenschwere Balladen, für die melancholisch als Attribut allein nicht mehr ausreicht. Neben Farewell To The Fareground oder To Lose My Life, Titel ihrer ersten Platte To Lose My Life, die sich dank geschätzer Radio-Hitschleifen im Gehör festsetzten, sind es vor allem unscheinbarere Titel wie Death oder Nothing To Give, die man willens verinnerlichte.
Ritual aber kann nicht mal die Radio-Hitschleife helfen. Bis auf Bigger Than Us, dem einzigen Titel der Platte, der an den scheinbaren Wunsch der Band, Hymnen zu schreiben, anknüpft. Zugegebenermaßen erfolgreich und zugegebenermaßen dem Trend entsprechend elektronischer.
Allen anderen Songs verweilen in einer Zwischenwelt als zu gewollt elektronisierte, plattitüde Uptempo-Songs, die den Jungs auf ihrem Debüt noch gut standen, jetzt aber abgewetzt sind. Besonders The Power and The Glory und Bad Love glänzen mit fast bescheuerten Songtiteln und pubertären Texten, „I’m gonna write your girl a letter / it’ll make everything better (…) If I’m guilty of anything / it’s loving you too much“ – um nur einen Vorgeschmack zu geben.
Letzlich ein akustisches Bekenntnis der Unkreativität. Vielleicht war ich etwas zu voreilig.
VÖ: „Ritual“ erschien am 29.01.2011 auf Fiction Records.