Startseite » Death Cab For Cutie – Narrow Stairs

Death Cab For Cutie – Narrow Stairs

Ohne jeden Zweifel kam mit dem 2005 erschienen Album „Plans“ der große Durchbruch für Death Cab For Cutie, dank einer amerikanischen Fernsehserie. Ein sehr stark gestiegener Bekanntheitsgrad und eine Grammy-Nominierung waren Ergebnis dessen. Allerdings ist „Plans“ in der Diskografie dieser Band auch das Album, was am wenigsten wie die ursprünglichen DCFC klingt. Es enthält unbestreitbar großartige Lieder, ist aber zu leicht, zu seicht, zu trivial ausgefallen, um mit den Vorgängern wirklich konkurieren zu können. Welchen Weg würde die Band also über „Narrow Stairs“ einschlagen?

Die ersten Töne des Albums klingen so, als würde man nahtlos an „Plans“ anknüpfen wollen. „Bixby Canyon Bridge“ beginnt mit weitem, luftigen Sound und dazu passendem Gesang Gibbards. Aber nur gut anderthalb Minuten lang, dann bricht der Song. Gitarren-Stakkato setzt ein. Die Musik wird dichter und härter. Es klingt wieder nach den alten Death Cab For Cutie. Und diese Kompaktheit bleibt auch im weiteren Verlauf des Albums weitestgehend bestehen.

Es folgt die erste Single „I will possess your heart“. Der achteinhalb Minuten lange Song mit seinen beängstigenden Lyrics um eine Obsession, welche aber erst nach einem gut 4-minütigem Intro zu hören sind. Kurz bevor man sich fragt, warum man sich die druckvolle, aber eben auch eintönige Basslinie überhaupt noch anhört. Die Band wollte auch „Narrow Stairs“ nach eigenen Angaben so weit wie möglich an den Live-Sound heran kommen. Deswegen wurden die Songs zum größten Teil auch so eingespielt. Und minutenlange Instrumentalstücke gehören zum Live-Repertoire der Band, vielleicht ja deshalb dieses Intro. Ob mit oder ohne langem Vorspiel ist der Song sehr atmosphärisch und verwoben, eben so, wie man es auf „Plans“ vermisst hatte.

„No Sunlight“ ist das wohl eingängigste Stück des Albums, wobei hier aber wunderbar mit der Divergenz zwischen Musik und Text gespielt wird. Wachsende Desillusion und Apathie mit zunehmenden Lebensalter werden thematisiert und mit einer fast schon heiteren Melodie ummantelt.
Überhaupt scheint dieser Ben Gibbard, der Teufelskerl eines Songwriters, es zu schaffen, seine Fähigkeiten immer weiter zu perfektionieren. Keine Textzeile, die banal erscheint. Aber auch nicht übertrieben oder gekünstelt. Eine Qualität, die nur sehr wenige Bands für sich beanspruchen können.

Das Einzige, was man bei diesem Album vermisst, ist ein roter Faden. Es ergibt sich ein Gesamtbild, das große Ähnlichkeiten mit dem Cover aufweist. Die Songs sind ausnahmslos gut bis großartig. Die ruhigen, zurückhaltenden„talking bird“ oder „the ice is getting thinner“, ebenso wie das kraftvolle, an alte DCFC-Zeiten anknüpfende „long division“. Diese einzelnen Farbtupfer ergeben zusammen zwar ein Bild, aber es fehlt ein wenig an Harmonie. Allein die Dichte der Musik reicht hierzu nicht ganz aus.

Death Cab For Cutie erfinden sich mit „Narrow Stairs“ nicht neu. Glücklicherweise, denn das haben sie auch nicht nötig. Dafür zeigen sie deutlich, dass „Plans“ doch eher ein Ausrutscher war. An das Meisterwerk „Transatlanticism“ reicht man zwar nicht heran, ein großartiges Album hat man aber trotzdem auf die Beine gestellt und gezeigt, dass man dazu auch unter Major Label-Bedingungen imstande ist.

In das Album reinhören und das Video zu „I will possess your heart“ anschauen kann man unter http://www.prelistenings.de/narrow-stairs.


VÖ: 16.05.2008

3 comments

Wir freuen uns über deinen Kommentar: