Zugegeben: Wir haben diese Haudegen vermisst. Klar, Kevin Hamann war in den letzten Jahren mit Clickclickdecker unterwegs und auch Norman Kolodziej hat mit seinem Projekt Der Tante Renate genug zu tun gehabt. Aber es ist doch noch immer das Schönste, wenn die beiden gemeinsam auf den Putz hauen. Es ist bekannt, dass die Band, von der hier die Rede ist, Bratze heißt. Und das neue Album, um das es geht, trägt den Titel „Korrektur Nach Unten“.
Erinnern wir uns an das Jahr 2007: Die Gerüchte, dass Norman und Kevin was zusammen an den Start bringen, verdichteten sich. Und kurze Zeit später war es auch schon Zeit für das Debüt „Kraft“. Labelchef Lars Lewerenz hat die Platte ungehört in Produktion gegeben und die Reaktionen seitens Publikum und Presse türmten sich nur so in haushohem Lob – Und das zurecht! Das, was Bratze ausmacht, ist einzigartig. Die Kombination aus Gewummer und Songwriting-Talent mag nüchtern betrachtet nur schwer unter einen Hut zu kriegen zu sein – Aber Bratze haben bisher stets bewiesen, dass das sehr wohl möglich ist.
Auch bei ihrem Zweitling lassen sie es sich nicht nehmen und untermauern ihren guten Ruf. Die beiden haben bisher immer das gemacht, was ihnen in den Kopf kam und dieses Muster bewährt sich auch auf „Korrektur Nach Unten“. Trotzdem hat die Musik sich merklich weiterentwickelt. Der Sound ist flüssiger und homogener als noch beim Debüt. Und man traut sich mehr. Um einige Beispiele zu nennen: „Ich und die Geister“ beginnt mit einem seichten Glockenspiel und kippt blitzschnell in einen Heavy Metal-esquen Part inklusive Geschrei und Gedonner um. Und das letzte Stück auf der Platte, „Molfsee“, endet in einem minutenlangen Outro voller Gitarrenkrach und experimenteller Sounds. Ja, es bauen sich die berüchtigten Klangwände auf – Sowas gab es bei Bratze bisher noch nicht. Und dazwischen findet man das wieder, was man am Debüt geliebt hat. Knarzige, krachende und tanzbare elektronische Songs. Die Band macht ihrem Namen eben alle Ehre. Außerdem haben Bratze für einen Song Ira Atari mit ins Boot geholt. Sie unterstützt Kevin bei „Mnchn, schon wieder dunkel“ mit ihrem bittersüßen Gesang im Refrain.
Was die Texte angeht, bleibt es beim Gewohnten: Kevin Hamann lebt sich thematisch in den Sphären aus, die bei Clickclickdecker keinen Platz finden. In verzerrten Metaphern bastelt er Sätze zusammen, von denen jeder Dritte es verdient hätte, Platz an den Hauswänden dieser Welt zu finden. Der Untertitel „& Die Notwendigkeit Einer Übersetzung“ kommt also nicht von ungefähr. Thematisch geht es dabei z. B. um die Probleme, die Social Networks und das Internet mit sich bringen („Das einfache Fluten“) oder sogar um politische Auseinandersetzungen („Trapez“). Im Song „Menschen Im Minus“ wird der Perspektivlosigkeit die Ehre erwiesen:
„Dein verkopftes Capoeira, der Tanz, den ich nicht lesen kann.
Keine Frage heißt keine Antwort – Schau dir mal die Fragen an!
Mutter, ich bin wahllos – Hab davon leider nichts gemerkt.
Kann ich mich zurückgeben, oder bleibt es mir verwehrt?
Uwe, deine Kinder, leider haben sie nichts gelernt!
Aus ihren Augen säuft der Teufel…
Und dein Leben: Eine Lüge!“
Das Fazit all dessen: „Korrektur Nach Unten“ wird bei Konzerten perfekt funktionieren. Den trotz der teilweise kopflastigen Texte, zu denen man daheim über das Leben philosophieren kann, geht es bei Kevin und Norman doch hauptsächlich darum, auszurasten und das Tanzbein zu schwingen. Bratze sind eben noch immer die Alten geblieben. Und haben damit alles richtig gemacht.
VÖ: „Korrektur Nach Unten“ erscheint am 19.03.2010 auf Audiolith.
Hier entlang zu unserem Interview mit Bratze.
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*vorfreude*
War gestern auf’m Bratze Konzert im Kieler Weltruf.Geile Location.Geiles Konzert.Das neue Album ist der Hammer.
Leute guckt euch Bratze Live an, das ist Party Total!!!
ich bin überwältigt vom Album :O