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Philipp Poisel Bis nach Toulouse Cover

Philipp Poisel – Bis nach Toulouse

„Mit offenen Augen schlafend durch die Straßen gehen, in meinen Gedanken bin ich dann kilometerweit von hier und mir entfernt in einer anderen Zeit. Und ich öffne meine Arme, damit der Wind mich trägt, bis die Meeresflut mich zurück ans Ufer trägt“ Philipp Poisel ist wieder da, mit dem neuen Album, das sich „Bis nach Toulouse“ nennt und es sich offenbar vorgenommen hat, zumindestens was seinen Wortschatz angeht, seinem Vorgänger in nichts nachzustehen. Auf den Straßen dieser Welt findet dieser junge Troubadour seine Inspiration. Als würden die Texte fertig geschustert auf dem Bordstein liegen. Oder als würde Poisell, auf dem Bordstein sitzen, mit feinster Beobachtungsgabe ausgestattet, und erkennen, was die Welt bewegt. Was uns bewegt. Denn das tut er. Und das mag wohl daran liegen, dass er die meiste Zeit seines Lebens dort verbrachte – wie es sich für einen Troubadour eben gehört mit der Klampfe in der Hand!

Seine Geschichten erzählen, wie schon auf seinem Debütalbum „Wo fängt dein Himmel an?“ (2008) von alltäglichem, zwischenmenschlichem Hick-Hack. Immer die gleiche Leier also? Ganz und gar nicht! Kaum wohl hätte man es nach seinem hochgelobtem Debüt gedacht, doch sein zweites Album „Bis nach Toulouse“ weiß mit klaren Worten, und zwar immer genau denen, nach denen man so oft sucht, Stiche ins Herz zu versetzen und das ohne seinem erfolgreichem, großem Bruder nachzueifern.

Ohne lange zu zögern ist man gewillt, die Worte seines Entdeckers, der Pop-Ikone selbst, Herbert Grönemeyer zu unterschreiben, der nämlich sagt über seinen Schützling:

„Er hat eine sehr spezifische, sehr eigene, durchsetzungsfähige Stimme. Seine Lieder wachsen mit jedem Mal Hören und entwickeln einen wärmenden, beruhigenden Sog.“

Foto: Lina Scheynius

Kein Wunder, warum auch Herbi selbst nicht zögerte und den Wahl-Stuttgarter unter Vertrag nahm, selbstverständlich in sein eigenes Label grönland records. Nicht länger also muss Philipp sein eigenes Ding drehen. Und auch kein Wunder, dass Poisell dann im Vorprogamm von Maria Mena oder Grönemeyer selbst trällert.

„Zünde alle Feuer, schrei so laut du kannst“, singt der 27-jährige gebürtige Ludwigshafener, der mit seinem rundlichen Gesicht und dem blondem Wuschelkopf ganz und gar nicht danach aussieht, aus denen Stimme und Texten aber die geballte Lebenserfahrung sprießt. Und nicht nur mit Gitarre und Klavier in Harmonie, auch mit „Zünde alle Feuer“, auch oder vor allem mit seiner ersten Singleauskopplung des Albums, „Wie soll ein Mensch das ertragen“ (ohne Fragezeichen!), zieht er uns auf seine Seite.

Philipp Poisell ist noch erwachsener geworden. Seine Songs erzählen zwar nicht weniger von Liebe, Leidenschaft, Angst, Abenteuer oder Fernweh, sind aber noch nachdenklicher geworden. Er erzählt keine vordergründigen Geschichten mehr, sondern zeichnet sie mit dem Herz auf der Zunge, wie Bilder, sieht aus Fenstern oder geht Straßen entlang, und seine Zuhörer müssen verstehen, was er meint. Das macht es beim ersten Mal hören etwas schwer.
Einfach melodisch vor sich hinsäuselnde, Füße zum Tippen und Herzen zum Tanzen bringende Texte sind Geschichte. Wer Poisell aber kennt und liebt, gibt ihm bereitwillig eine zweite Chance und die schafft es dann auch, Gefallen an „Im Garten von Gettys“ oder das zu Beginn zitierte „Für keine Kohle dieser Welt“.

Am Ende bleibt ein Album, das in ruhigeren Momenten, als ein wahrer Erkenntnisbrunnen wirkt, reichhaltig an Lebensweisheiten, Alltagsphilosphien und Anekdoten über Liebeszwickmühlen.

Und wer sich dennoch nur über Bestechungen überzeugen lässt, für den hält Philipp Poisel auch einges parat! Wie wär’s mit einer Unplugged-Version seiner ersten Single „Wie soll ein Mensch das ertragen“, sogar kostenlos erhältlich bei Amazon? Dann geht’s hier entlang. . Dann überzeugt, gibt’s das Album außerdem zum offiziellem Release als Vinyl mit integrierter CD, ebenfalls vorzubestellen bei Amazon. Wenn das nicht mal was ist!


: „Bis nach Toulouse“ erscheint am 27.08. auf Grönland/GTG/Rough Trade.

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