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The Black Box Revelation im Interview

The Black Box RevelationAm 21. April und somit zu Beginn ihrer Deutschland-Tour begegnen wir den gut gelaunten und augenscheinlich ausgeruhten Jungspunden von The Black Box Revelation vor ihrem Konzert in den Katakomben des hamburger Molotow. Im winzigen, aber zugleich gemütlichen Backstage-Bereich des Kult-Clubs entwickelt sich ein erquickend spontan und offenes Gespräch, in dem die beiden sympathisch unkomplizierten Belgier mit einigen über sie kursierenden Gerüchten aufräumen.

Mainstage: Ist Euer viertes Konzert im Molotow noch etwas besonderes für Euch?

The Blackbox RevelationJan Paternoster: Heute ist es schon etwas Besonderes für uns, weil es unsere eigene Show ist. Davor haben wir im Rahmen vom Reeperbahn-Festival und zweier Club-Nächte gespielt.

Aber beim letzten Mal war es schon sehr voll.

Ja das stimmt.

Wart Ihr davon überrascht?

Dries van Dijck: Ja, waren wir. Wir hätten nicht mit so viel Publikum gerechnet.

Wir sind nicht aus Hamburg und wussten nicht, wie viele Leute uns hier kennen. Außerdem war es eine Club-Nacht. Einige Leute wären wahrscheinlich ohnehin gekommen.

In Eurer Heimat ist das etwas anders. Ihr habt mal im Zuge eines Interviews zu Protokoll gegeben, dass Ihr Euch in Belgien wie Könige fühlt.

Na ja, wir mussten ein bisschen grinsen, als wir das gesagt haben. In Belgien sind wir eben schon ein wenig bekannter, allerdings vom Status nicht vergleichbar mit dEUS, von denen ich denke, dass sie nach wie vor die größte belgische Band sind. Die füllen Stadien, was wir noch nicht können. Größere, ausverkaufte Halle spielen wir aber schon. Allgemein werden wir in Belgien sehr gut behandelt. Auch als wir „Set Your Head On Fire“ noch nicht veröffentlicht hatten, waren alle sehr nett zu uns und haben uns Getränke spendiert oder uns mit Backstage genommen. In Deutschland ist das ähnlich.

Wie fühlt Ihr Euch seit dem „Gravity Blues“ den 1. Platz der belgischen Charts belegte?

Wir waren natürlich sehr erfreut darüber. Unsere erste Single „I Think I Like You“ hatte es bereits bis auf den 2. Platz geschafft. Seit „Gravity Blues“ spielen uns die Radio-Stationen öfter und wir erhalten viel mehr Aufmerksamkeit.

The Blackbox RevelationWie etwa beim Burg Wercheter Festival?

Es war schon verrückt auf einer Bühne zu spielen die sechs Mal größer als dein eigenes Haus ist und 40 000 Menschen schauen dabei zu. Wir haben versucht die Bühne bestmöglich zu füllen. Allerdings waren wir sehr weit von einander entfernt, was wir eigentlich nicht mögen, weil dabei zu viel Energie verloren geht. Ich mag eher kleine Clubs, in denen du direkten Kontakt zum Publikum hast. Es hat uns schon einen Kick verschafft vor so vielen Leuten zu spielen und es war eine tolle Erfahrung, aber kleine Clubs bevorzuge ich einfach.

Du spielst auch das ein oder andere Solo im Publikum. Brauchst Du diese Nähe?

Das hat etwas mit dem Austausch mit dem Publikum zu tun. Wir geben immer mehr als 100 Prozent, weil wir sehr viel Energie frei setzen und je mehr wir geben, desto mehr bekommen wir auch vom Publikum zurück. Ich denke, dass 60 Prozent eines Konzerts von der Band abhängt. Die restlichen 40 Prozent bestimmt das Publikum. So peitschen wir uns gegenseitig hoch.

Dries, beim Reeperbahn Festival hat unerwartet Dein Drum-Hocker den Dienst eingestellt. So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen.

(grinst) Ich auch nicht. Der war glaube ich einfach alt.

Und beim gleichen Song ist mir eine Seite gerissen. War anscheinend ein schlechter Vibe auf der Bühne. (grinst ebenfalls)

Ihr macht keine lange Pausen zwischen den Songs. Warum nicht?

Manchmal kann man auch lange Pausen machen, aber ich bevorzuge ein kompaktes Set. Anderen Falls könnte es passieren, dass die Leute vielleicht ein wenig aus der Stimmung kommen. Und nach einer gewissen Zeit ist der Zuhörer auch erschöpft.

Ihr habt gesagt, dass Ihr bei jedem Konzert über 100 Prozent gebt. Wie schafft Ihr es diese Philosophie eine gesamte Tour bei zu behalten?

(schauen sich beide an und lachen) Gar nicht.
Nein ernsthaft, wir kommen gerade von einer zwei-wöchigen Tour durch Frankreich mit Chinzu, bei der wir sehr viel reisen mussten. Normalerweise haben wir zwischendurch mal ein oder zwei Tage frei, an denen wir versuchen bestmöglich zu entspannen. An solchen Tagen schauen wir uns auch gern zur Abwechslung die jeweiligen Städte an.
Außerdem wärmen wir vor jedem Konzert die Muskeln auf.

Kommen wir zum Songwriting. Jan, Du schreibst alle Songs selber. Wie kann man sich diesen Prozess vorstellen?

Zuerst musst du natürlich viel Gitarre spielen. Wenn mir dann etwas gefällt versuche ich diese Idee auszubauen und aufzunehmen. Danach komme ich mit Dries zusammen und wir entwickeln den Song. Unseren Producer beziehen wir meist mit ein, weil wir natürlich keinen besonders großen Abstand zu unserem eigenen Material haben. Da hilft es schon sehr, jemanden zu haben, der das Ganze objektiver beurteilt. Wenn uns allerdings etwas ganz besonders gut gefällt und ihm gar nicht, behalten wir es natürlich trotzdem bei. Schließlich sind wir die Band. (lacht)

Bedeuten Dir Songtexte im Vergleich zur Musik sehr viel?

Zu Anfang waren sie mir nicht so wichtig, weil ich noch keine Erfahrung hatte. Mit der Zeit wurde ich geübter darin zu schreiben. „Never Alone Always Together“ bedeutet mir sehr viel. Ich glaube, dass ich viele Songs sehr persönlich gehalten habe. Die haben einen tieferen Sinn. Aber den kann nicht jeder verstehen…

…wie zum Beispiel „Kill For Peace And Peace Will Die“?

(grinst) Toll, das ist unser einziger politischer Song.

Mögt Ihr ihn noch?

Na ja, ich glaube, dass wir ein wenig aus dem Song heraus gewachsen sind. Das war dieses Garage-Rock-Ding, heute spielen wir mehr Blues. Aber ich mag die Lyrics, weil es einer meiner ersten Texte war.

Wie war der Video-Dreh zu diesem Song. Tolles Video, ganz nebenbei.

Wir mochten das Video eigentlich nicht so gern, weil der Dreh sehr Zeit intensiv war…

…mit dem ganzen falschen Blut.

Die haben extra ein Stunt-Team engagiert, das uns für das Video präpariert hat. Außerdem haben wir in einem alten Polizei-Revier in Holland gedreht. In Belgien wollte das keiner machen, weil wir in der Handlung erschossen werden. Es war kalt und unsere Kleidung war von dem ganzen falschen Blut völlig durchnässt.

War es Euer persönlicher Wunsch diese extreme Art von Video zu drehen?

Die Idee kam von einem sehr jungen belgischen Regisseur, der total verrückt ist. (lacht)
Wenn der erst einmal einen Gedanken hat, ist der total besessen und keiner kann ihn mehr davon abbringen. Aber die Idee hat uns ganz gut gefallen und deswegen haben wir gesagt, dass wir es machen. Nebenbei war es auch unser erstes Video.

In dem Video werden Eure Instrumente zerstört. Das tat mir persönlich schon weh.

Ach, das war ganz billiges Zeug. Eine Gitarre für 20 Euro und ein schlechtes Drum-Kit. Die haben für so ziemlich alles special Effects benutz. Unter anderem auch, um den Verstärker zu entflammen.
Und auch die Kugeln in unserem Körper waren nicht echt. (lacht)

The Black Box RevelationDann bin ich beruhigt. Dries, wer inspiriert Dich? Hast Du Vorbilder?

Ja, habe ich. Ich mag Dave Grohl. Als ich 10 war, habe ich mich total in die Musik von Nirvana vertieft. Aber ich mag auch ältere Drummer, wie John Bonham.

Ich hätte eigentlich gedacht, dass Dich der Schlagzeuger von Kings Of Leon stark beeinflusst hat.

Wirklich? Eigentlich versuche ich hauptsächlich meinen eigenen Stil zu spielen, aber der ist schon gut…

…der sieht bei Konzerten wie eine Kuh aus. (bewegt behäbig seinen Unterkiefer)
Wir haben die live in Amsterdam gesehen.

Die waren gut…

…ja, aber das war irgendwie nichts Besonderes.

Ich glaube deren Problem ist, dass sie auf der Bühne sehr gelangweilt wirken.

Die spielen schon gut, aber es passiert einfach nichts. Da kannst du dir auch die live DVD zu Hause anschauen.

Ist das gerade was Euch auszeichnet, wollt Ihr den Leuten etwas bieten, was sie da Heim nicht bekommen können?

Für uns besteht ein großer Unterschied zwischen den Aufnahmen zu einem Album und einem Konzert. Im Studio spielen wir Overdubs, benutzen zahlreiche Percussions, einfach um das Album interessant zu halten. Für mich sind bespielsweise einige Alben der White Stripes ziemlich langweilig. Die spielen nur Gitarre, Schlagzeug und singen dazu. Bei anderen Alben haben die experimentiert und die sind schon aufregender. Wir wollen die Zuhörer nicht langweilen, sondern überraschen, schließlich müssen die sich das eine Stunde lang anhören.
Live ist was komplett Anderes. Da gibt es nur uns beide. Schlagzeug, Gitarre und gewaltige Energie zwischen uns beiden. Wir geben immer 100 Prozent, deshalb benutzen wir auch keine anderen Instrumente. Wir brauchen sie nicht.
Wir könnten auch ein Album ohne all das aufnehmen, allerdings glaube ich, dass das ein bisschen langweilig wäre. Ein Album ist mehr zur Entspannung gedacht, wenn du zu Hause auf deinem Sofa Sitz.
Wenn die Leute ins Konzert kommen, wollen sie eine Band, eine Performance sehen. Also muss der Auftritt überwältigend sein. Die Leute müssen nach dem Konzert überrascht sein. Deshalb wandeln wir auch einige Songs ab und improvisieren.

Ist das wichtig für Euch.

Schon. Die Songs sind nicht wirklich neu für uns und wir spielen sie schon sehr lange. Wir wollen sie auf diese Weise auch für uns interessant halten.

Habt ihr eigentlich eine Set-List auf der Bühne?

Ja, die ist aber sehr von unserer Stimmung abhängig. Wir schreiben sie immer erst fünf Minuten bevor wir auf die Bühne gehen.

Meine vorletzte Frage bezieht sich auf eine Aussage, die Euch seit einem Interview verfolgt. Ihr sollt gesagt haben, dass Bassisten allgemein unnütz und hässlich seien.

Na ja, so direkt haben wir das eigentlich nicht gesagt. Wir haben nur keine Erfahrungen mit Bassisten gesammelt. Bevor Dries und ich Black Box gegründet haben, haben wir bereits in einer Vier-Mann-Band mit dem Namen The Mighty Generators gespielt. Auch dort hatten wir keinen Bassisten. Schlagzeug, zwei Gitarren, einen Sänger und das wars. Wir haben zwar zwischenzeitlich einen Bassisten gesucht, aber keinen in unserer Umgebung gefunden, der das hätte machen können.
Es gibt bestimmt viele gute Bassisten da draußen, das bestreiten wir gar nicht.
Wir brauchen einfach keinen und ich glaube auch, dass wir jetzt keinen Bassisten mehr integrieren könnten. Er wäre immer ein Fremder für uns.

Was können wir heute Abend von Euch erwarten?

Wir werden fast alle Songs von „Set Your Head On Fire“ spielen. Dazu kommen ein paar Songs von der EP und vielleicht einige neue Stücke. Wir wissen es selber noch nicht so genau. Lasst Euch überraschen. (lachen)

Nach dem Gespräch beschließen wir ob des für Fotos nicht unbedingt geeigneten Lichts des Kellers, die Wendeltreppe des Molotow empor zu steigen um einige Bilder vor dem Eingang des Clubs auf der Reeperbahn zu machen.

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Bei strahlendem Sonnenschein, blicken Jan und Dries auf die zahlreichen Plakate, die von ihrem abendlichen Auftritt künden. Die beiden wirken in anbetracht dessen eher zurückhaltend und stehen zunächst unbewegt vor der hölzernen Tür auf der ihre Gesichter übergroß per Plakat abgebildet sind. Am Abend ist von dieser Zurückhaltung allerdings rein gar nichts mehr vorhanden und die beiden brennen ein Live-Feuerwerk in gewohnter „BBR“-Manier ab. Am nächsten Abend werden sie zur gleichen Zeit in Berlin auf der Bühne stehen, den darauf folgenden Abend in Köln und abschließend in München.

Und wir freuen uns bereits jetzt, die 100-prozentigen The Black Box Revelation im August wieder in der Hansestadt begrüßen zu dürfen.

Zum Konzertbericht gelangt Ihr hier.

The Black Box Revelation auf Festivals in Eurer Nähe:

31. Jul. 09 Diepholz – Appletreegarden Festival

14. Aug. 09 Hamburg – Dockville

One comment

  1. Beck says:

    HEY,

    bleibt weiter so authentisch, sucht die Nähe zum Publikum, werdet nie zu solch monströsen Bands wie Rolling Stones, Genesis ….! Habe euch in München in einem kleinen Club erlebt, einfach super, lebendig und ehrlich!
    Ihr gebt wirklich alles und vor allem macht ihr keine dummen Sprüche während des Konzerts, sondern lasst den Faden einfach nicht abbrechen!! Hoffentlich sehe ich euch bald wieder!!
    Übrigens: Ich bin 59-jährig und ihr erinnert mich wirklich an die Urzeiten des Rocks!!

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