Startseite » The Whitest Boy Alive | 25.03.2008 | Jena, Kassablanca

The Whitest Boy Alive | 25.03.2008 | Jena, Kassablanca

93833.jpegImmer mehr scheint sich über die Jahre ein Erkennungszeichen für wirklich gelungene Konzerte heraus zu kristallisieren. Bei eben jener Sorte nämlich verinnerliche ich erst ein paar Stunden oder Tage danach, wie zauberhaft das Ganze, was ich da sah und hörte, doch eigentlich war. Genau dasselbe geschieht mir momentan mit The Whitest Boy Alive, deren Konzert im Jenaer Kassablanca ich vor drei Tagen besuchen durfte.

So many people telling me one way
So many people telling me to stay
Never had time to have my mind made up
Caught in a motion that I don’t wanna stop

Was für ein Abend. Was für eine Stimmung. Ich hätte wirklich nicht vermutet, dass es The Whitest Boy Alive, die Band, die sich spätestens mit dem Hit „Burning“ in unser kollektives Indie-Gedächtnis eingebrannt hat, gelingen würde, das Publikum so zu begeistern, so zum Ausflippen zu animieren. Aber The Whitest Boy Alive ist es gelungen. Die Musiker um den Norweger Erlend Øye haben einmal mehr gezeigt, dass ihre Stücke, die man ohne Sorge als ruhig und introvertiert bezeichnen könnte, auch hervorragend auf Konzertbühnen funktionieren.

Øye, vielleicht noch besser bekannt als Mitglied von Kings Of Convenience, dem akustischen Musikprojekt mit Eirik Glambek Bøe, war spürbar erfreut über die gute Stimmung des Publikums, die sich von Song zu Song weiter zu steigern schien. Dennoch verging fast eine halbe Stunde bis zum ersten Mal applaudiert wurde. Dies aber nicht weil das Publikum unzufrieden war, nein, The Whitest Boy Alive spielten einfach ohne Unterbrechung und verwoben gekonnt einen Song mit dem nächsten.

whitest-boy-alive.jpg

Auffallend waren dabei auch die Fertigkeiten des Keyboarders Daniel Nentwig, der offensichtlich über ein großes Improvisationsvermögen verfügt und dessen Hammond-Orgel-Sound vielen Stücken ihren unverwechselbaren Charakter verlieh. Nicht nur Øye und Nentwig, auch Bassist Marcin Oz und Schlagzeuger Sebastian Maschat überzeugten mit ihrem Spiel.

Neben den zehn Songs ihres bisher einzigen Albums „Dreams“ konnte man auch einige, noch unbekannte Stücke hören, die sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auf einer neuen Veröffentlichung wiederfinden werden.

So baby if you want me
You’ve got to show me love
Words are so easy to say, oh ah yeah
You’ve got to show me love

Als Zugabe spielten The Whitest Boy Alive aber unter anderem eine Cover-Version des Songs „Show Me Love” von Robin S. Es gelang der Band diese einfache und massenkompatible Diskonummer in ein bezauberndes Lied zu verwandeln und durch ihren eigenen Charme und ihre Tanzbarkeit zu bereichern. Als Krönung und im Angesicht der überschäumenden Stimmung setzte Erlend Øye zum Sprung ins Publikum und wurde kurzzeitig auf Händen durch das gut gefüllte Jenaer Kassablanca getragen. Zum Abschied sagte Erlend Øye scherzhaft, die Stimmung an einem Dienstagabend in Jena sei ja besser als an einem Samstagabend in Berlin.

Es war wunderschön, eine solch hochkarätige Band, die mit Konzerten in Deutschland nicht wirklich um sich wirft – gerade auch noch in Thüringen, das für seine karge Konzertlandschaft bekannt ist – erleben zu dürfen.

Wir freuen uns über deinen Kommentar: