Live, laut und bunt war das live&laut Festival am 25. und 26.06.2016 im Täubchenthal in Leipzig. Mit handverlesenen Acts wie Gloria, Herrenmagazin, Pablo Nouvelle und Petula lockte das Festival in die wunderbare Location des Täubchenthal. Ein schönes Wochenende, mit Luft nach oben.
Im Grunde begann das live&laut Festival am Samstag mit Liedfett, Jochen Diestelmeyer und Nicolas Hoult, so richtig in die Gänge kam es aber erst mit Petula. Nachdem der sich auf dem Innenhof marktschreierisch selbst ankündigte, spielte er ein grandioses Set im Clubzimmer des Täubchenthal, das an diesem Abend dem analogsoul Label allein gehörte. Mit einer grandiosen Mischung aus herzzereißend-schönen Songs wie „Say Yes“ oder „Marry Me 1“ und an die Grenzen des eigenen Wahnsinns geloopten Tracks zeigte sich Sebastian Cleemann von seiner zerbrechlichen wie verrückten Seite – wie sie bei Petula einfach zusammen gehören.
Nach diesem persönlichen (kleinen) Samstagshighlight, ist der eigentliche Publikumsmagnet wohl Neonschwarz auf der Mainstage, für den sich der Ballsall mit unzählig vielen Menschen fühlt, von denen man vorher auf dem Gelände des Täubchenthals nicht viel gesehen hatte. Marie Curry, Captain Gips, Johnny Mauser und Spion Y wissen wie es geht und rappen in Audiolith-Manier das Täubchenthal an die Wand.
Das eigentliche (große) Highlight sind aber HVOB, mit denen das live&laut am Samstag die Türen zumacht. HVOB arrangieren wunderbare Melodien und sanften Gesang zu Deep House- und Electro-Tracks, die bei allem Gefühl der Sängerin Anna Müller doch mehr als tanzbar sind. Das Konzept „her voice over boys“, das hinter dem Namen des Duos aus Wien steckt, geht bestens auf. Und lässt ein bisschen verliebt nach Hause gehen.
Am Sonntag stand als erstes Pablo Nouvelle auf dem Plan. Allerdings zu einer etwas ungewöhnlichen Zeit, der wohl die Aufstellung der Band nur als Einmann-DJ-Team und das an einer Hand abzählbare Publikum geschuldet sind. Der aus der Schweiz angereiste Pablo Nouvelle lässt sich aber nichts anmerken und samplet wie gewohnt dahin. Nichtsdestotrotz hätte ihm ein Auftritt zu vorgerückter Stunde, am besten mit instrumentaler Unterstützung wie einige Wochen zuvor bei seinem Gig in der Ilses Erika, besser gestanden.
The next big thing im Line Up des live&laut sind Herrenmagazin. Nachdem die Band kürzlich eine Pause auf unbestimmte Zeit ankündigte, ist dies einer ihrer letzten Auftritt. Eine ziemliche Ehre für das Festival, will man meinen. Doch lange sentimental bleibt man bei Herrenmagazin-Konzerten nicht. Spätestens bei niemals alt werdenden Songs wie „Lüneburg“, „Krieg“ oder „Früher war ich meistens traurig“, die Herrenmagazin natürlich allesamt spielen, ist die Trauer vergessen. Adé, Herrenmagazin, hoffentlich kommt ihr (bald) wieder zurück!
Ganz eindeutig die größte Nummer des Festivals: Gloria. Schon am Tag zuvor, die überschaubare Besucherzahl betrachtend, war klar, dass am Sonntag die Anzahl der Besucher steigen, das Durchschnittsalter aber sinken würde. Genauso war es auch. Aber was soll’s: Gloria, die Band um Klaas Heufer-Umlauf und Mark Tavassol, legte ein wunderbares Set hin. Nach ihren wortwörtlich ins Wasser gefallenen Auftritten auf Southside und Hurricane, war die Band mehr als willens. Wie kaum anders zu erwarten, spielten Gloria ein gut gelauntes, charmantes und witziges Set, auf das sich das Warten gelohnt hatte.
Es war ein kleines, aber durchaus feines Festival, allerdings mit Luft nach oben. Weniger, was das Line Up, als was die Running Order angeht. Pablo Nouvelle beispielsweise hätte mit seinen umtriebigen Electroklängen besser in spätere Stunde als 18 Uhr gepasst, wohingegen Gloria – auch wenn sie als Headliner der krönende Abschluss sein sollten – hätte eher als 23 Uhr spielen müssen. Zum einen der dutzenden, für Klaas Heufer-Umlauf angereisten Mädchen – und ihrer Mütter. Zum anderen, weil es nunmal ein Sonntagabend war.
Auch was das Drumherum und Nebenbei anging, geht sicher mehr. Zwar machte das bescheidene Wetter den Nebenbei-Unterhaltungen – Impro-Theater der Uschis Erben, Tanzeinlagen oder Poetry Slams – einen Strich durch die Rechnung, wirklich atemberaubend war das, was man sah, wenn doch die Sonne herauskam, aber auch nicht wirklich. Dafür konnte man sich in dem wirklich schönen, mit Liebe gestaltetem Hinterhof des Täubchenthal ab und an eine kleine Raucherpause gönnen – auf Liegestühlen, Holzbänken oder auf den selbstgebauten „Hochsitzen“ mit Pool.
Foto: privat. Mehr Bilder des Festivals gibt es hier zu sehen.