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Miyagi Tourtagebuch Teil VII: Kiel

miyagiDie nördlichste Show von Miyagi ihrer aktuellen Tour stand am vergangenen Wochenende auf dem Programm. Vom besten Catering sowie dem besten Publikum der Tour schreibt Axel im vorletzten Teil unseres Tourtagebuchs!

XVI. Kiel

Hallo Mainstage-Konsumenten,
so langsam neigt sich unsere Tour dem Ende zu. Insgesamt sind es noch drei Konzerte, die auf uns warten. Dieses Wochenende eins in Kiel und dann noch mal nächste Woche eins in Ilmenau und eins in Cottbus. Dann war’s das… Aber bevor wir sentimental werden und beginnen, das Erlebte zu reflektieren, geht es erst mal in den hohen Norden. Heute am 134. Geburtstag von Rainer Maria Rilke und dem 16. Todestag von Frank Zappa geht es nach Kiel. An diesem Datum vor 38 Jahren brach im übrigen auf einem Frank Zappa-Konzert in Montreux, dem Ort wo Rilke verstarb, ein Feuer aus, das wiederum die Gruppe Deep Purple zu ihrem größten Hit Smoke On The Water inspirierte.
Mit Feuer haben wir nichts am Hut, dafür aber mit Staus und Baustellen. Deswegen sind wir auch recht spät dran und bekommen keine Gelegenheit eine Essenspause einzulegen – und das obwohl heute vor 55 Jahren das erste Restaurant der Fastfood-Kette Burger King eröffnet wurde. Dann gibt es eben keine auf Flammen gegrillten Fleischscheiben. Wir feiern dieses Jubiläum nicht und müssen uns darauf verlassen, dass es in Kiel rechtzeitig was zu essen gibt. Also, ab durch die Großbaustelle A1, auf die A261, an Hamburg vorbei, am total gesperrten Buchholzer Dreieck über Umwege auf die A7 – übrigens die längste Autobahn Deutschlands – und letztlich auf die A215 bis in die Geburtsstadt von Max Planck, Oswald Kolle und Andreas Köpke. Wir sind in Kiel.
Ab diesem vorletzten Abschnitt der Tour werden wir zum ersten Mal von einem Dokumentationsteam begleitet. Ihr fragt euch sicherlich warum. Wir fragen uns das auch. Nur das Dokumentationsteam selbst fragt es sich wohl nicht. Es besteht aus zwei jungen Mädels der FH Wilhelmshaven, die im Rahmen ihres „Irgendwas-mit-Medien“-Studiums eine Bachelorarbeit über uns und unsere Tour schreiben. Genauer gesagt planen sie ein Buch. Lange haben wir diskutiert, ob wir das mitmachen sollten. Wir dachten uns, wir sind doch keine Rockband aus der Itchy Poopzkid-Liga, die irgendwie in einer pseudokreativen Arbeit mit schräggestellten Fotos, möchtegernlustigen Alltagsdetails, peinlich mit Sternchen verzierten Aussagen, abgeschriebenen Setlisten und aufgeklebten Plektren auf Glanzpapier gebannt werden kann. Was soll denn das? Wollen wir wirklich unser nach außen hin so glamourös wirkendes Tourleben als total banal entlarvt wissen? Wollen wir das? – Nein. Eigentlich wollen wir das nicht, aber da wir nun mal so schlecht nein sagen können, sind sie nun dabei und dokumentieren alles, was wir so treiben. Naja, sollen sie doch…
Bezeichnenderweise erblicken wir an der ersten roten Ampel in Kiel auch direkt ein paar Plakate von Itchy Poopzkid. Sie treten in zwei Wochen dort auf, wo wir heute Abend auftreten werden: in der Pumpe. Dort angekommen erwartet uns auch schon das Dokuteam und bereits vor dem Jackenablegen und einem ersten wärmenden Schluck Kaffee haben wir die Fotolinsen in der Fresse. Goodbye Privatsphäre!
Nach der Erholung von der Fahrt, dem Ausladen, dem Aufbauen und dem Soundcheck merken wir schon gar nicht mehr, dass das Dokuteam anwesend ist. So langsam haben wir uns daran gewöhnt, dass sie mit den Fingern eines Parkinsonleidenden ihre Kameras bedienen. Nur für einen Augenblick lassen sie die Kameras beiseite. Es ist der Augenblick, wo das Essen kommt. Ich dachte, das Essen letzte Woche in der Schweiz wäre schon super gewesen, aber das was uns heute hier in Kiel erwartet, ist noch mal um einiges Besser. Es gibt in Rotwein gegarten Schweinebraten mit Kartoffeln, Wurzelgemüse und Rotweinsoße. Ein Gedicht. Mit Abstand das beste Essen der Tour. Außerdem kommt das Essen auch noch rechtzeitig, so dass noch genug Zeit zum Verdauen bleibt und man nicht wie so oft mit schwerem Magen auf die Bühne muss.
Satt, entspannt und mit voller Zuversicht betreten wir die Bühne. Nicht nur das Essen ist das beste der Tour – auch das Publikum scheint das beste der Tour zu sein. Ab den ersten Takten tanzt, singt und feiert die sehr gut gefüllte Pumpe. Viel besser kann ein Konzertwochenende gar nicht laufen. Und letztendlich sind wir sogar ein bisschen froh, dass ausgerechnet dieser tolle Tourtag in Kiel von einem Dokuteam begleitet wird. Nur ein klitzekleiner Wermutstropfen bleibt: Da wir die ganze Zeit fotografiert wurden, haben wir uns nicht überwinden können, selbst ein paar Erinnerungsfotos zu schießen. Aber was soll’s. Manchmal ist es auch besser, die schönen Erinnerungen nur in seinem Kopf zu haben. Hoffen wir mal, dass in der nächsten Woche in Ilmenau und Cottbus noch ein paar mehr dazu kommen.
Wir sehen uns dann am 10. Dezember, dem 37. Geburtstag von Placebo-Sänger Brian Molko, in Ilmenau – früher einmal bis zum ersten Weltkrieg beliebtes Urlaubs- und Ausflugsziel der Weimarer Prominenz. Und dort könnt ihr euch auf einiges gefasst machen. Schließlich wurde an diesem Tag von genau 80 Jahren Cannabis verboten. Vor genau 61 Jahren wurde die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte verabschiedet. Und vor genau 7 Jahren wurde es verboten die Worte „leicht“ und „mild“ auf Zigarettenpackungen zu drucken. Was das alles mit uns zu tun hat, erfahrt ihr dann in der nächsten Ausgabe.
Bis dahin…
Euer Axel

Miyagi Tourtagebuch Teil I
Miyagi Tourtagebuch Teil II
Miyagi Tourtagebuch Teil III
Miyagi Tourtagebuch Teil IV
Miyagi Tourtagebuch Teil V
Miyagi Tourtagebuch Teil VI

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